Seebach. Seebach im Wartburgkreis will eine eigene Versorgungs-GmbH gründen, seit bekannt ist, dass eine Allgemeinmedizinerin und ein Zahnarzt ihre Tätigkeit beenden. Der Gemeinderat redet sich die Köpfe heiß.

Die Gemeinde Seebach will selbst aktiv werden gegen drohenden Ärztemangel. Unter großer Bürgerbeteiligung hat der Gemeinderat Anfang der Woche die Absichtserklärung zur Gründung eines kommunalen Medizinischen Versorgungszentrums, kurz MVZ, in Form einer GmbH beschlossen.

Es glich einem Ringen, was Bürgermeister Gerrit Häcker (parteilos) am Montagabend im Bürgerzimmer des Klubhauses leistete, um die neun Ratsmitglieder von dieser Möglichkeit zu überzeugen. Er sieht in der Gründung einer gemeinnützigen GmbH – kostendeckend, aber keinesfalls profitorientiert arbeitend – eine Chance, wahrscheinlich sogar die einzige. Er erläuterte die Schwierigkeiten, Ärzte für den ländlichen Raum zu gewinnen.

Die beiden bisher ortsansässigen Mediziner, Hausärztin Magdalena Günther und Zahnarzt Andreas Nagler, werden ihre Arbeit einstellen. Direkte Nachfolger sind bisher nicht in Sicht. Beide Ärzte waren auch zu der Ratssitzung anwesend, um ihre Unterstützung bei der Suche zu bekunden, genauso wie gut 30 Seebacher Bürger, darunter Physiotherapeuten und Vertreter des Jugendparlaments.

Verzweifelte Appelle, als Zweifel laut werden

Alle Besucherstühle waren besetzt. Nach dem Erteilen des Rederechts hörte man zum Teil verzweifelte Appelle, zumal dann, als die Anwesenden den Eindruck erhielten, dass nicht alle Ratsmitglieder vom Erfolg der Sache überzeugt waren. Diesen konnten auch Gerrit Häcker sowie Sebastian Töpfer (CDU) und Ines Senf (FWS), die vehement die Idee verteidigten, nicht garantieren. Ein wenig „unternehmerisches Risiko“ bliebe natürlich, gab der Bürgermeister zu. Dennoch sehe er in der Gründung einer Gesellschaft, in der sich die Gemeinde mit 50.000 bis 60.000 Euro Eigenkapital beteiligen würde, sowie engagierten Bürgern eine Mitbeteiligung bis zu 49 Prozent einräumt, die einzige Möglichkeit, zukünftig eine ärztliche Grundversorgung zu gewährleisten.

Gemeinderätin Birgit Warko (CDU), die eine Physiotherapie-Praxis im Ort betreibt, zeigte sich skeptisch hinsichtlich der Frage der Bürgerbeteiligung und gab Bedenken hinsichtlich der Umsetzung der Idee kund. Sie befürchtete, dass mit der Gründung eines MVZ das Hausarztprinzip ausgehebelt wird. Stefan Gärtner (CDU) warf Häcker vor, „sich einzubilden, es besser machen zu können als das MVZ in Eisenach“. Er gab zu bedenken, dass man mehrere Ärzte benötige, um auch Urlaub und Krankheitsausfall abdecken zu können. Die „Zweifler“ ernteten empörte Rufe. Ines Senf (FWS) appellierte an ihre Kollegen: „Wir sind in der Pflicht zu handeln!“ Weitere Ideen wurden genannt, wie die Möglichkeit einer Gemeindeschwester. Auch das sei machbar, bestätigte Medizinerin Magdalena Günther, allerdings müsse man sich selbst darum kümmern.

Fünf Ratsmitglieder stimmten der Absichtserklärung zu, zwei enthielten sich, zwei lehnten sie ab. Nun heißt es für Häcker, viele Gespräche zu führen, um zu Ergebnissen zu kommen.