Möhra. Künstler aus Möhra erfüllt sich über seine Starlights-Orgelshows einen Lebenstraum und gründete eine Stiftung, die „Schattenkindern“ helfen will

Mit seiner innovativen Idee, Musikstile auf einer Kirchenorgel zu mixen, will Nico Wieditz das erreichen, was er in seinem Alltag lang vermisste. „Ich will alle erreichen und die Generationen in der Kirche zusammenbringen“, sagt der vielseitige Künstler und Organist.

Ihnen zu helfen, ist dem Möhraer Nico Wieditz (kleines Bild, rechts) ein großes Anliegen. Auf dem Bild steht er mit den Betreuern Kerstin Schimpfermann und Christoph Werz zusammen.
Ihnen zu helfen, ist dem Möhraer Nico Wieditz (kleines Bild, rechts) ein großes Anliegen. Auf dem Bild steht er mit den Betreuern Kerstin Schimpfermann und Christoph Werz zusammen. © Starlights Live

Das ist ihm gelungen. Seit zwei Jahren ist er mit seiner „Synth-Phonischen Orgelshow“ deutschlandweit in Kirchen unterwegs. Ab Mitte August folgen die nächsten Konzerte, die Herbsttour startet. Kurz vor Weihnachten verabschiedet er sich am 21. Dezember in seiner Heimatkirche, der Lutherkirche Möhra, für dieses Jahr.

Gerade bereitet er einen der neuen Höhepunkte vor, die „Flügelshows“. Eine wird am 23. August im Christuspavillon Volkenroda sein. Neu seien zudem die reinen Wunschkonzerte, erzählt Wieditz. Wer sich dafür eine Karte kauft, hinterlässt seinen Musikwunsch, der dann im Konzert gespielt wird. Konzertbesucher können auch jemanden anrufen, der einen besonderen Wunsch hat, dann werden sie diesen erfüllt bekommen.

„Die Interaktion mit dem Publikum ist mir wichtig. Das macht es noch lebendiger“, schwärmt Wieditz, der mit den Shows ein Format entwickelt hat, das tief mit seinem eigenen Verständnis von Kirche, Glauben, Geben und Nehmen verbandelt ist.

Die Konzerte haben aber von Beginn an noch einen anderen Zweck. Teile ihres Erlöses gehen in die von Nico Wieditz im letzten Jahr neu gegründete Stiftung „Starlights-Live-Stiftung“, die er vor wenigen Tagen beim Tag der offenen Tür im Landtag in Erfurt gemeinsam mit Kindern vorgestellt hat, die er mit der Stiftung unterstützen will. Das sind Kinder, denen ein großer Teil ihrer Kindheit verloren gehe, weil ihre Eltern entweder vier bis fünf Jobs hätten, um sich über Wasser zu halten oder sie zurückstecken müssen, weil es kranke Geschwister im Haushalt gebe, erklärt Wieditz. Er hat ihnen auch einen Namen gegeben – „Schattenkinder“.

Sie werden, betont Nico Wieditz, bislang noch nicht vom Gesetzgeber berücksichtigt. „Aber auch sie brauchen Aufmerksamkeit und müssen es ermöglicht bekommen, Kind sein zu dürfen“, meint der Künstler. Und bekennt: Auch er sei so ein „Schattenkind“ und wisse, wie es ist, wenn man sich zurückzieht. Heute, wo er seine Begabung zur Profession gemacht hat und mit diversen Musikprojekten und als Klavierlehrer unterwegs ist, will er etwas zurückgeben. Die Stiftung ist sein Herzensprojekt, das er allein mit Unterstützung eines kleinen familiären Teams stemmt. „Seit dem ersten Konzert erzähle ich dem Publikum von dieser Idee“, erinnert sich der Möhraer. Der Applaus des Gäste habe ihn von Anfang an bestätigt, dass er auf dem richtigen Weg sei.

Ziel ist es, den Schattenkindern über diese Stiftung eine Auszeit zu ermöglichen, wo sie mit speziell geschulten Betreuern lernen, wieder Kind sein zu dürfen und die Aufmerksamkeit bekommen, die sie benötigen. Die Betreuung erfolgt rund um die Uhr. Aus den Stiftungsgeldern heraus werden Camps finanziert, in denen diese Auszeit gegeben wird.

Neben den Erlösen aus den Starlights-Konzerten, – zehn Prozent der Einnahmen, aber mindestens ein Euro pro Karte – wirbt der Stiftungsvorsitzende natürlich für Spenden. Aus dem Erlös der ersten Konzerte fanden 2018 schon zwei Camps in Arnstadt und Camburg statt. Auch in diesem Jahr hofft Wieditz, erneut eine solche Auszeit in Thüringen organisieren zu können. Wenn es weiter so gut läuft, sollten nach und nach auch Camps in anderen Bundesländern angeboten werden. Schon jetzt können Interessierte für „Schattenkinder“ aus ihrem Bundesland spenden. Dafür sind laut Wieditz spezielle Töpfe eingerichtet. „Damit die Hilfe direkt auch dort ankommt. 100 Prozent der Gelder fließen dann auch in die Projekte“, betont Wieditz. Ihm gehe es explizit darum, einfach Menschen eine Freude zu machen, und für andere da zu sein. „Das macht Gemeinschaft aus“, betont der Künstler. „Diese Stiftung geht nur in Gemeinschaft“, ist der Möhraer überzeugt.

Nico Wieditz wünscht sich, dass sich die Menschen mitreißen lassen von der Leidenschaft für die Orgel, für die Musik und für seine „Schattenkinder“.

Ab 23. August ist Nico Wieditz auf Tour. Termine, Infos und Karten findet man unter www.starlights.live