Eisenach. In der Werkstatt der Stiftung „Automobile Welt Eisenach“ wird Rennsport-Chassis wieder in Funktionstüchtigkeit zurückversetzt.
Im Gegensatz zu vielen anderen Oldtimermuseen steht bei den Fahrzeugen aus der Ausstellung und dem Fundus des Museums „automobile welt eisenach“ nicht im Vordergrund, dass sie nur äußerlich glänzen, sondern innerlich tadellos funktionieren. In der 2018 eingerichteten Museumswerkstatt nahm sich das Restaurationsteam um Eberhard Spee, Matthias Huch und Peter Lifferth als erstes dem Wartburg-Motorwagen von 1899 an. Obwohl das fast 125 Jahre alte Fahrzeug nach der fachmännischen Überholung längst zuverlässig seine Fahrtüchtigkeit unter Beweis stellte, harrt das Projekt auf seinen endgültigen Abschluss.
Das Trio legt äußerst großen Wert auf Originalität. Im September 2019 startet die Restauration zunächst mit der Digitalisierung des Fahrzeugs in der 3D-Scanner-Kabine von BMW-Fahrzeugtechnik in Krauthausen. „Das Technische Nationalmuseum in Prag baut aus ihrem Wartburg-Motorwagen die Wasserpumpe und den Öler aus und lässt sie für uns originalgetreu nachbauen“, hofft der Restaurationsorganisator Eberhard Spee, dass diese Teile spätestens im März eingebaut werden können. Die Wasserpumpe fehlte vermutlich bereits zur Instandsetzung im Automobilwerk in den 1960er Jahren.
Ferner bringen die Museumsmechaniker bereits einen Dixi 9/40 PS von 1927, einen BMW DA4 von 1931, einen Dixi 3/15 PS von 1928 sowie einen 311er Wartburg von 1965 und einen 1.3 Wartburg Trans wieder zum Laufen. Unterstützung findet das Trio immer wieder auch beim O5-Werkstatt-Team vom Verein „Automobilbau – Museum – Eisenach“ (AME), zu dem die ehemaligen Automobilwerker Egon Culmbacher und Harald Kreuzburg gehören.
Aktuell rückt in der Museumswerkstatt die Eisenacher Rennsportgeschichte der 50er Jahre in den Fokus. „Die Kurbelwelle ist fest, die Kolben sind fest“, sagt Eberhard Spee über das Chassis mit Motor eines R3-1,5-Liter-Rennsportwagens von 1956. Und der Kfz-Mechanikermeister Matthias Huch ergänzt: „Das Öl ist komplett verharzt, alles muss vorsichtig gelöst werden.“ Motoren- und Getriebeteile badet er ausgiebig in entsprechenden Lösungen. Das Getriebe wurde über das Motorenöl mitgeschmiert. „Acht dieser Fahrzeuge und 16 Motoren existierten 1955/56“, sagt Archivleiterin Jessica Lindner-Elsner über die Zeit, als der Name EMW-Rennkollektiv in AWE-Rennkollektiv wechselte.
Für die authentische Instandsetzung kann das Werkstatt-Team auf Original-Dokumente der damaligen Zeit zurückgreifen. Bis der Sechs-Zylinder-Motor mit drei Weber-Doppelvergasern, zwei oben liegenden Nockenwellen und Doppelzündung mit zwei Zündkerzen je Zylinder wieder läuft, vergehen noch einige Wochen. Bei Veranstaltungen des Museums soll, so Eberhard Spee, das Chassis in Funktion präsentiert werden.
Die Instandsetzung des R3-Fahrgestells mit einer Hinterachse nach dem De-Dion-Prinzip sehen die Museumsmechaniker als Probelauf, denn im Anschluss kommt der Silberpfeil von 1955 aus der Ausstellung in die Kur. In dieser Zeit übernimmt das in Original-Patina konservierte R3-Fahrgestell von 1956 dessen Platz im Museum. Die Eisenacher Rennfahrzeuge der Formel-2-Klasse geben sich Mitte der 1950er Jahre auf AVUS und Nürburgring einen harten Schlagabtausch mit Porsche auf den Podestplätzen.