Eisenach. Das Theater am Markt spielt im August die Komödie „Sein oder Nichtsein“. Die Proben sind weit fortgeschritten.

Die einen genießen den immer noch sehr warmen Sommerabend bei einem Glas Wein oder Bier auf dem Balkon oder der Terrasse, andere spielen im Innenhof des Eisenacher Stadtschlosses Theater. Es sind die „Tamaten“, die Mitglieder des Theaters am Markt, die sich zu den Proben für ihr Sommerstück „Sein oder Nichtsein“ treffen. Sie spielen Szene für Szene durch, Regisseurin Naemi Simon gibt noch Hinweise.

„Mehr bewegen“ ruft sie etwa dem Doppelagenten Silewski zu, den Dieter Salzmann in der Inszenierung spielt. „Mehr rubbeln“ lautet die Anweisung an das nebeneinander auf dem Sofa sitzende Trio. Prompt rücken die Schauspieler so eng zusammen, dass kein Blatt mehr zwischen sie passt. Das sieht lustig aus, zumal der Zuschauer inzwischen weiß, dass zwischen dem Star-Schauspieler Josef Tura (Bernhard Mahr), seiner Gattin Maria (Diana Schiffer), eine gefeierte Diva, und dem Flieger-Leutnant Sobinsky (Eric Maier-Rehm) eine Liaison zu Dritt besteht. „Mehr Konzentration“ wünscht sich die Regisseurin an anderen Stellen, und sofort geht ein Ruck durch die Truppe.

Maria Tura und der fesche Pilot sind Teil des Stücks, das das Theater am Markt im Hof des Stadtschlosses aufführen wird.
Maria Tura und der fesche Pilot sind Teil des Stücks, das das Theater am Markt im Hof des Stadtschlosses aufführen wird. © Birgit Schellbach

Insgesamt muss Naemi Simon wenig korrigieren. Die Proben sind weit fortgeschritten. Und bis zur Premiere am 14. August ist noch Zeit, den einen oder anderen Text-Hänger abzustellen. Die Darsteller – es sind elf in den verschiedenen Rollen – bekommen an diesem Abend ein Gefühl für den Raum, den sie füllen werden. Die Bühne ist noch nicht aufgebaut – Klebebänder auf dem Fußboden zeigen an, wie weit sie bis zum Rand gehen können. „Es wird diesmal ein für das TAM ungewöhnlich opulentes Bühnenbild“, kündigt Theaterleiterin Theresa Frey an. 13 Meter misst es in der Breite und vier Meter in der Höhe. Damit wird dem Umstand Rechnung getragen, dass die Spielorte wechseln, und es separate Räume geben muss. Einige Szenen spielen beispielsweise in der Gestapo-Zentrale in Posen.

Ein liebestoller Flieger-Leutnant verwickelt alle in eine lebensgefährliche Mission

In der polnischen Stadt ist das Geschehen angesiedelt. Es ist das Jahr 1939. Eine Schauspieltruppe mit den beiden Stars, Josef und Maria Tura, probt für ein Stück, mit dem es gegen den drohenden Einmarsch der Deutschen in Polen Position beziehen will. Doch die Aufführung wird verboten, stattdessen spielt die Truppe Hamlet mit dem berühmten Monolog „Sein oder Nichtsein“. Doch immer, wenn Josef Tura als Hamlet zur Hochform aufläuft, verlässt ein Flieger-Leutnant im Publikum den Zuschauerraum. Tura mutmaßt zunächst nur, dass das mit seiner Frau zu tun hat, die sich in der Garderobe auf ihren nächsten Auftritt vorbereitet. Denn sie hat in letzter Zeit viel zu oft von einem anonymen Verehrer Pralinen geschenkt bekommen.

Eben jener liebestolle Flieger-Leutnant der polnischen Armee verwickelt das Ensemble, das auch zwei jüdische Mitglieder hat, in eine lebensgefährliche Mission. Denn mit Hilfe der Schauspieler will Sobinsky verhindern, dass eine Liste mit Namen von Mitgliedern des polnischen Untergrunds in die Hände der Gestapo gelangt. Inzwischen sind die Deutschen in Polen einmarschiert, lassen wahllos verhaften und standrechtlich erschießen.

Regisseur Dowasz gibt Anweisungen an Josef Tura, Rowicz und Grünberg.
Regisseur Dowasz gibt Anweisungen an Josef Tura, Rowicz und Grünberg. © Birgit Schellbach

Im Grunde ist es ein schwerer Stoff für ein leichtes Sommertheater. Doch das Stück von Nick Whitby nach dem amerikanischen Filmklassiker von Ernst Lubitsch garantiert einen Theaterabend mit überraschenden Wendungen, amourösen und amüsanten Szenen, mit Tempo, Witz und schwarzem Humor.

„Das Sommertheater 2018 hat gezeigt, dass der Innenhof des Stadtschlosses einen tollen Veranstaltungsort darstellt“, so Theres Frey. Den Erfolg möchte man gern wiederholen. Zu den bisherigen Sponsoren sind neue Förderer dazu gekommen. Neben Eisenacher Gewerbetreibenden wird die Inszenierung erstmals aus dem Bundesprogramm „Demokratie leben!“ mit finanziert. An zwei spielfreien Abenden des vom 14. bis 25. August dauernden Sommertheaters gibt es eine Veranstaltung zu jüdischem Leben in Eisenach und zeigt das Bündnis gegen Rechtsextremismus einen Film.

Premiere am 14. August, 19.30 Uhr. Weitere Aufführungen am 15., 16., 17., 18., 21., 22., 23., 24. und 25. August, jeweils 19.30 Uhr. Karten im Vorverkauf 35 Euro in der Tourist-Information und über www.ticketshop-thueringen.de, Abendkasse 40 Euro.