Sondra. In Sondra bekommen die Einwohner am Wochenende ungewöhnlichen Besuch. Der Vogel stammt aus der Vogelschutzwarte Loburg

Für 24 Stunden hatte das kleine Örtchen Sondra in der Großgemeinde Hörselberg-Hainich einen Einwohner mehr.

„Freitag saß plötzlich ein Storch auf dem Autodach“, erzählt Janina Weißleder, die uns als Leserin über den ungewöhnlichen Besuch informierte. Der Vogel habe zutraulich gewirkt, als hätte er den Kontakt zu Menschen gekannt, erinnert sie sich. Später saß der Weißstorch auf ihrem Gartenzaun, während die Tochter draußen spielte und der Mann im Freien werkelte. Der unbekannte neue Mitbewohner war so gar nicht schreckhaft.

So hatte die Sondraerin mit bloßem Auge beim Annähern die Ringnummer auf dem schwarzen Elsa-Ring – HN 785 – gut ablesen können.

Petri stammt eigentlich aus Brandenburg

Frau Weißleder begann zu recherchieren und fand dabei eine ganze Menge heraus. Der Storch wurde letztes Jahr in Brandenburg von den Alttieren aus dem Nest geworfen, dann von Menschen aufgezogen und kam schließlich auf den Storchenhof nach Loburg bei Möckern im Bundesland Sachsen-Anhalt.

Bei seinen Zieheltern war er so sehr heimisch geworden, dass er sich dort nicht mehr auswildern ließ. So suchten die Zieheltern Kontakt zur Vogelschutzwarte Loburg, die sich auf die artgerechte Haltung und Auswilderung versteht. Doch auch hier brauchten die Experten mehrere Versuche. Immer kam „Storch Petri“, wie das Tier getauft wurde, wieder und musste über den vergangenen Winter dann auch zu seiner eigenen Sicherheit auf dem Storchenhof in Sachsen-Anhalt bleiben.

Einen dritten Auswilderungsversuch habe die Warte im April 2019 gestartet, heißt es auf deren Internetseite. Dort ist Petris Geschichte aufgeschrieben. Zwar sei der Vogel dann tagsüber hin und wieder längere Zeit unterwegs gewesen, aber er kehrte noch jedes Mal zum Hof zurück. Dann seien die Abstände zwischen seinen Besuchen länger geworden, bis er über eine längere Zeit ganz weg geblieben ist. Ende Juli jedoch flog er wieder ein und dann mit einigen Blessuren am Flügel.

Nach dem Ausheilen sei man zur Auswilderung einige Kilometer weiter weg von Loburg gefahren. Am 11. September erhielt die Vogelschutzwarte einen Anruf aus dem Harz. Dort hatte jemand Storch Petri gesichtet und anfangs Sorge gehabt, dass er nicht mehr fliegen kann.

Doch die Sorge zerstreute sich. Der offenbar gute Ernährungszustand des Tieres zeigte den Vogelschützern auch, dass sich der Weißstorch inzwischen sehr gut allein ernähren konnte.

Sonntag zieht der Weißstorch weiter

Und nun am 20. September landete er in Sondra. „Er ist bei jedem einmal gewesen“, lacht Janina Weißleder, wenn sie sich an den ungewöhnlichen Besuch vom vergangenen Wochenende erinnert.

„Er war eine Attraktion für uns alle“, erzählt die Frau. Man habe beobachten können, dass sich Petri selbst ernährt. Immer wieder mal sei er durch die Wiesen gestreift, habe etwas gepickt und fühlte sich offenbar sehr wohl. Übernachtet hat er auf einem Schornstein.

Am Sonntagvormittag startete der Adebar einen ersten Flugversuch. Doch erst am Mittag ging es offenbar für ihn weiter. Seitdem wurde er in Sondra mit seinen gut 155 Einwohnern nicht wieder gesichtet. Sein Ausflug in den Ortsteil von Hörselberg-Hainich steht inzwischen auch auf der Seite der Loburger Volgelschutzwarte.

Petris weiteres Schicksal: www.storchenhof-loburg.de/neues-vom-hof-news-details/und-ewig-gruesst-storch-petri.html nachschauen.