Herda. Die SPD-Spitzenpolitikerinnen Babette Winter und Elisabeth Kaiser besuchen die Rettungswache Herda nahe Gerstungen.

„Wir müssen drei verschiedene Blutentnahme-Sets an Bord unserer Rettungswagen haben. Die Krankenhäuser in Eisenach, Bad Salzungen und Bad Hersfeld arbeiten jeweils mit ganz anderen Systemen“, führt Oliver Rindschwentner, eines von vielen Problemen an, die die Arbeit der Rettungskräfte erschweren.

Dem stellvertretenden Rettungsdienstleiter des DRK-Kreisverbands Eisenach hören am Dienstagvormittag in der Rettungswache Herda nicht nur der DRK-Kreisverbandsvorsitzende Matthias Ecke sowie Vize-Präsident Martin Brinkel aufmerksam zu, sondern auch die Thüringer SPD-Bundestagsabgeordnete Elisabeth Kaiser sowie Parteikollegin und Europa-Abgeordnete Babette Winter.

Als Mitglied im Ausschuss für Inneres und Heimat des Bundestages ist Elisabeth Kaiser auch für den Zivil- und Katastrophenschutz zuständig und interessiert sich für die Arbeit der Blaulicht-Organisationen in ihrem Bundestagswahlkreis 190 (Eisenach, Wartburgkreis, Unstrut-Hainich-Kreis).

Ein weiteres Problem ist, dass der Verband häufig auf den Kosten seiner Rettungseinsätze sitzen bleibt oder nur mit einem erheblichen Aufwand die Summe eintreiben kann. Aufgrund vieler Einsätze auf der Autobahn und in der touristisch stark frequentierten Wartburgstadt versorgen die Fleißigen des Roten Kreuzes viele Gäste aus Osteuropa, die keine entsprechende Krankenabsicherung besitzen. Mit solchen Kostenproblemen kämpfen ländlich geprägte und fernstraßenferne Rettungswachen eher selten.

Oliver Rindschwentner kommt auch auf den Rettungswagen zu sprechen, der Sorgen bereitet. Das in Herda stationierte Fahrzeug habe bald eine halbe Millionen Kilometer zurückgelegt. Wartungsverträge laufen meist nur bis 300.000 Kilometer. Danach summierten sich erforderliche Reparaturen oft ins Unermessliche. Neue Rettungswagen seien keine Schnäppchen. „Bald sind die nächsten Autos fällig – die Kosten eines Rettungswagens ist inzwischen auf 192.000 Euro geklettert“, betont Vorsitzender Ecke. Die Anschaffung eines neuen Fahrzeugs sei, so Vize Brinkel, „immer ein großer Brocken.“ Allein die Reanimationsmaschine an Bord koste 25.000 Euro.

Obwohl die Zusammenarbeit bei grenzüberschreitenden Einsätzen mit den osthessischen Wohlfahrtsverbänden hervorragend funktioniere, bereite das angrenzende Bundesland doch Probleme. „Die Hessen schnappen uns die Fachkräfte weg“, sagt Matthias Ecke. An der Landesgrenze gehe das Gehaltsgefüge auseinander. 600 Euro mache der Unterschied in der „Lohntüte“ aus. Es gibt aber auch Rückkehrer, die aufgrund guter Arbeitsbedingungen, der Kollegialität, der besseren Ausstattung und dem kürzeren Arbeitsweg auf einige Euros im Monat verzichten. „In Thüringen liegen wir weit oben bei den Löhnen und müssen aufpassen, dass wir nicht krachen gehen“, verdeutlich Ecke den Spagat, der zwischen Wertschätzung und Wertschöpfung gelingen muss.

Die Rettungswache Herda nahm 2014 den Betrieb auf. In dem Gebäude befindet sich auch eine Sozialstation. Im Schnitt meistern die Rettungskräfte in der Herdaer Wache vier Einsätze in einem 24-Stunden-Dienst. Aufgrund der Entfernungen zu den Krankenhäusern der umliegenden Städte dauert ein Einsatz häufig länger als Spielfilmlänge. In den Pflegeheimen in Berka und Gerstungen leben viele Senioren aus Hessen, die lieber in die Kliniken Bad Hersfelds eingewiesen werden möchten. Oft geht es dann zunächst nach Eisenach, um medizinische Verbrauchsmaterialien aufzufüllen. Mitunter ist noch eine Desinfektion des Fahrzeugs erforderlich. „Der Rettungswagen ist dann über viele Stunden für neue Einsätze nicht verfügbar“, sagt Rindschwentner.