Nazza. Zwei Winterlinden wurden am Freitag im zentralen Hainich eingeweiht. Die Nazzaer Gemeindehütte heißt nun „Lindenhäuschen“.

Nachdem vor etwa zwei Jahren vor einer Hütte am Rennstieg im zentralen Hainich zwei Winterlinden gepflanzt worden sind, weihten am Freitag fünf engagierte Männer die Bäume nach mehreren Terminverschiebungen ein und setzten ein Zeichen.

Die Pflanzung hatten Nazzas Altbürgermeister Hilmar Kapp und Revierförster a.D., Bernd Büttner, initiiert. Beide sind die Sponsoren und Paten für die nun etwa sechs Jahre alten Bäumchen vor der Gemeindehütte, die demnächst den Namen „Lindenhäuschen“ tragen soll. Das beschlossen neben Kapp und Büttner auch Nazzas junger Bürgermeister Marcus Fischer (parteilos) sowie die Gemeindearbeiter Michael Bätzold und Alexander Gölitz.

Winterlinden gegen Baumsterben

Die beiden Winterlinden besitzen Symbolkraft. Bernd Büttner, der auch im „Unruhestand“ weiter Forstmann mit Herzblut ist, setzt große Hoffnung in die Winterlinde als Baum. Ähnlich wie Stieleiche, Aspe, Hainbuche und Kiefer verträgt die Winterlinde den beschleunigten Klimawandel möglicherweise besser als zum Beispiel die Rotbuche. Deren katastrophaler Zustand ist in diesem Sommer erschreckend deutlich geworden. Ihre Wurzeln kommen nicht mehr an das durch Trockenheit abgesenkte Grundwasser heran. Vielerorts vertrocknen die Kronen und die Blätter werden braun. So auch im Hainich, in einem artenreichen Rotbuchenwaldgebiet auf Muschelkalk, das aufgrund dieses Alleinstellungsmerkmals mit etwa 1500 Hektar Nationalpark-Kernzonenfläche 2011 in das Cluster des Buchenwälder-Weltnaturerbes „Karpaten“ integriert wurde.

Auch die Fichte hat zu kämpfen, so die Einschätzung Büttners. Auch wenn sie bei Gewittergüssen das Oberflächenwasser besser aufnehmen kann als die Buche. Das Symptom „Borkenkäfer“ sei zu mindestens 50 Prozent „hausgemacht“. Hier sei zu wenig über Forstschutz und zu viel über die Jagd debattiert worden.

In puncto „Eschensterben“ schlägt Bernd Büttner vor, dass das Landesamt für Forstwirtschaft die über Jahre vitalen Eschen kennzeichnen möge, um daraus eventuell Saatgut zu gewinnen. Damit könne verhindert werden, dass eine weitere heimische Art ausstirbt.

Beitrag zur Erhaltung der Bienenpopulation

Die Winterlinde sollte in heimischen Wäldern an Bedeutung gewinnen. Sie ist eine hervorragende Bienenweide. Sie liefert bestes Holz zum Schnitzen. In ihrer Jugend ist sie Pfahlwurzler, später sogenannter „Herzwurzler“. Das heißt, dass ihre tief reichenden Wurzeln besser ans Grundwasser kommen.

Die naturverbundenen Männer, die am Freitag das „Lindenhäuschen“ gleich mit einweihten, ärgerten sich umso mehr, dass irgendjemand einen Ast an ei­ner der beiden jungen Winterlinden abgeknickt hat.

Der Ort, an dem das Häuschen steht, ist übrigens Grenze zwischen den Herzogtümern Sachsen-Coburg-Gotha und Sachsen-Weimar-Eisenach, wovon ein bemooster Grenzstein am Rennstieg zeugt. Auch die Gemarkungsgrenze zwischen Mihla und Nazza verläuft hier.