Gerstungen. Gemeinderat beschließt Fortschreibung des Gerstunger Masterplans, um auch die hinzugekommenen Dörfer einzubeziehen. Das gefällt nicht jedem.

Gerstungens Vision für 2035 ist es, eine Gemeinde mit Zukunft zu sein. „Jung, dynamisch und vernetzt.“ So beschreibt es Martin Günther von der Wohnstadt Weimar. Von Fachleuten seines Sanierungsbüros wurde in den letzten Jahren ein Integriertes Stadtentwicklungskonzept, kurz ISEK, zusammen mit einem Ausschuss und der Ratsverwaltung erstellt.

Es ist eine Art To-do-Liste, was man in gut 15 Jahren für den Ort und seine Bürger erreichen will. Zudem ist das Konzept Voraussetzung, um in den Genuss von Fördergeld zu kommen.

Gut 100 Vorschläge entwickelt

Als man sich als Gemeinde entschied, so ein Konzept zu erstellen, war von einer Fusion mit der Gemeinde Marksuhl noch gar nicht die Rede. Doch inzwischen ist das Realität, für Bürgermeisterin Sylvia Hartung (parteilos) ergeben sich deshalb neue Entwicklungszielräume.

Sie will das ISEK für das Gebiet der neuen Gemeinde fortschreiben lassen, betonte die Bürgermeisterin am Donnerstag im Gemeinderat. Zuvor hatte Martin Günther das Konzept und die Schwerpunkte zur Ratssitzung vorgestellt. Im Rahmen der Erarbeitung dieser Ziele wurde auch eine Bürgerbefragung im Kernort und in allen Orten der ehemaligen Einheitsgemeinde durchgeführt. Günther lobte am Donnerstag die sehr gute Beteiligung an dieser Befragung. Rund zehn Prozent der Bewohner hätten mitgemacht.

Besseres Internet und ein Nachtbus

Am Ende sind gut 100 Maßnahmen im ISEK aufgelistet. Das reicht von einer besseren Verkehrsanbindung zu den einzelnen Ortsteilen über den Breitbandausbau bis zur Sicherung und Sanierung der Schlösser und Burgen sowie des historischen Ortskerns.

Auch konkrete Maßnahmen sind festgeschrieben, manche sogar schon umgesetzt, wie die Sanierung des Bürgersaals „Rautenkranz“ in der Kerngemeinde. Einige hingegen sind noch Zukunftsmusik, wie ein Floßeinstieg in Lauchröden, ein Nachtbus oder Nachttaxi für Jugendliche. Andere sind wiederum in der Umsetzung. Ein Ziel ist es, mehr Spiel- und Sportplätze für alle Generationen zu schaffen. Der Bau eines Mehrgenerationenparks mit Sportgeräten am Rathaus wurde begonnen. Andere Ortsteile warten noch auf ihren Kinderspielplatz.

Kritik kommt aus Marksuhl

Hartung hat Fördergelder für eine Weiterentwicklung des ISEK beantragt, um die hinzugekommenen Dörfer in diese Betrachtung einzubeziehen. Die Grundlage bleibe aber das jetzige Konzept, betonte die Bürgermeisterin am Freitag nochmals im Nachgang der Sitzung, nachdem Ortsteilbürgermeister Martin Trostmann (parteilos) aus Marksuhl am Donnerstag forderte, alles noch einmal aufzumachen und in einem Guss zu entwickeln, damit die neuen Ortsteile nicht Gefahr liefen, nur Anhängsel oder – wie Trostmann es ausdrückte – „Steuereinnahmequelle“ zu sein.

Diesen Seitenhieb wollte Dieter Trümper (SPD) so nicht stehen lassen. Er hielt dagegen. Man könne nicht noch einmal ein komplett neues Stadtentwicklungskonzept erstellen, meinte er. Trostmanns Auffassung blieb dieselbe: Eine Analyse des Bestands, der Stärken und Schwächen sei Voraussetzung für den Entwurf eines Leitbildes, aus dem konkrete Projekte und Maßnahmen abgeleitet werden.

Für Hartung ergibt sich aus einer Fortschreibung kein Widerspruch dazu. Sie geht von einer ähnlicher Zukunftsperspektive aus, so wie sie auch für Gerstungen gilt. Eine Bürgerbefragung für die neu hinzugekommenen Orte werde es im Rahmen der Fortschreibung ohnehin geben. Einige Räte erzählten, es gebe in einzelnen Dörfern schon Dorferneuerungsprogramme, wo ein Teil der Maßnahmen noch nicht umgesetzt ist. Der Gemeinderat schloss sich am Ende einstimmig der Beschlussvorlage aus dem Rathaus und damit einer Fortschreibung an. „Die Zielrichtung ist klar, es geht erst einmal weiter“, sagte Bürgermeisterin Hartung.