Gotha. Regina und Lothar Hildebrandt lernen sich nachts auf einer Wiese kennen. Das Paar hat in 60 Ehejahren so einiges erlebt. Heute sind sie die guten Seelen des Gothaer Bierfasshebervereins.

„Kurios“ nennt Regina Hildebrandt die Umstände, wie sie 1962 ihren künftigen Mann Lothar am Rande der Ferienspiele bei Altenbergen kennengelernt hat und lacht. „Wir zelteten auf einer Wiese abseits des Ortes und nachts kam die Dorfjugend, um uns zu erschrecken.“ Unter den Jugendlichen aus dem Ort war auch Lothar Hildebrandt.

Später wollten sie zum Tanz ins Kurhaus nach Finsterbergen. Regina hatte allerdings nur Sachen fürs Zelten wie die Trainingshose mit dabei. So fuhr sie kurzerhand Lothar mit dem Motorrad nach Gotha, um die passende Kleidung für den gemeinsamen Tanz abholen zu können, erinnert sich die rüstige Seniorin.

Die ersten Ehejahre waren hart

Inzwischen ist das Paar 60 Jahre verheiratet, hat zwei Kinder und zwei Enkel. Sie leben seit Jahrzehnten im Elternhaus von Regina in der Goldbacher Siedlung. Die ersten Ehejahre waren hart, wie sie erzählen. Regina war schwanger und steckte zugleich mitten in der Ausbildung zur Kinderpflegerin. Ihr Vater verstarb früh und das junge Paar übernahm die Sanierungsarbeiten im Haus. Lothar war Verzahner im Getriebewerk und arbeitete in Schichten und auch nachts, um die Familie finanziell über Wasser zu halten.

„Für große Urlaubsfahrten war kein Geld da“, so Regina weiter. Aber einmal im Jahr sind sie mit den Kindern in den Urlaub gefahren. Da sie kein Auto hatten, ging es nachts zu Fuß mit dem Gepäck Richtung Bahnhof, um dann am nächsten Vormittag zum Beispiel an der Müritz zu sein.

Miteinander reden und nicht aufgeben

Als Rezept für eine lange Ehe nennen die Beiden: „Wir haben Probleme offen besprochen, zusammengehalten und nicht aufgegeben.“ Heute kranke es daran, dass die Leute nicht miteinander reden.

Beide sind sie noch heute beim Bierfassheberverein Gotha aktiv. Lothar holte noch vor wenigen Jahren etliche Titel im Bankdrücken, war sogar Europa- und Weltmeister. Angefangen hatte er damit erst vor rund 20 Jahren, er hatte gesundheitliche Probleme und wollte sich fit halten. „Sie sind die guten Seelen des Vereins“, sagt Mario Hochberg. Der Vereinsvorsitzende gehörte wie Oberbürgermeister Knut Kreuch (SPD) Donnerstag zu den Gratulanten.

Lothar Hildebrandt: „Zehn Jahre mache ich es noch“

Zum 80. Geburtstag soll Lothar Hildebrandt zu den Bierfasshebern gesagt haben: „Zehn Jahre mache ich es noch, dann müsst Ihr Euch einen anderem suchen“, berichtet Mario Hochberg.

Noch heute wandern beide sehr oft und leidenschaftlich. „Wir sind gern in der Natur und brauchen das.“ Die Touren führen beispielsweise zum Krahnberg oder rund um Bad Tabarz herum.

Auch interessant

Auch interessant

Auch interessant