Oehrenstock. Eine zunächst als kleiner Eingriff geplante Maßnahme wird im Fall der Oehretalstraße in Oehrenstock zu einem Zweijahresprojekt.

Für die Anwohner der Oehretalstraße in Oehrenstock hat eine zwei Jahre andauernde Baustelle vor ihrer Haustür am Mittwoch offiziell ihr Ende gefunden. Der bislang als Langewiesener Straße bekannte, durch die Gebietsreform aber umbenannte Abschnitt im Ort, wurde für rund 1,5 Millionen Euro saniert – vor allem aber mit neuen Medien bestückt.

Dabei sollte es so lange gar nicht dauern. Denn eigentlich ging es zunächst nur um den Anschluss des neuen Wohngebiets „Am Berg“. Die neun Grundstück sollten an die vorhandene Infrastruktur angebunden werden, doch während der Arbeiten wurde deutlich: Auch in der Oehretalstraße muss dafür einiges mehr gemacht werden. So wurden jeweils über 300 Meter Trinkwasser-, Abwasser und Gasleitung inklusive Hausanschlüssen verlegt. Der Dank ging daher bei der Eröffnung der Straße nicht nur an die Baubeteiligten, sondern explizit an die Anwohner.

„Viel Geduld und Leid“ mussten die Bewohner aufbringen und ertragen, räumte Ortsteilbürgermeister Wolfram Lortsch (parteilos) ein. Probleme habe es im Winter und stellenweise mit der Müllentsorgung gegeben – wo es ging, habe man sich um schnelle Abhilfe bemüht, sagte er. Fast ein wenig bewundernd zollte Danny Kopplin vom gleichnamigen Architekturbüro den Anrainern daher Respekt für ihr Verständnis. „Es hat sich aus einer kleinen Maßnahme eine große entwickelt“, sagte er. Der volle Umfang des Bauvorhabens habe sich erst nach Öffnung der Straße offenbart. Trotz der Widrigkeiten hätten sich alle Beteiligten zu jeder Zeit darum bemüht, „eine vernünftige Lösung zu finden“, so Kopplin. Oehrenstocks Ortszentrum habe nun eine solide Basis erhalten, lautete sein Urteil. Weil es wegen der Hanglage immer wieder auch Probleme mit Wassereinbrüchen in Häuserkeller gegebenen hatte, habe man das Thema zusätzlich noch aufgegriffen und mit erhöhten Bordsteinkanten reagiert.

Zu den Veränderungen während des Bauablaufs zählt auch die Gestaltung des Platzes, von dem aus die Treppe hinauf ins neue Wohngebiet führt. Bauunternehmer Mario Schramm hatte angeregt, die Fläche eher zu pflastern als mit Asphalt zu versehen – und auf diese Weise noch für ein ansprechendes optisches Detail gesorgt.

Auch wenn die Baumaßnahme nun über den Haushalt von Ilmenau abgewickelt wird – begonnen hatte sie einst unter Regie der seinerzeit noch eigenständigen Stadt Langewiesen. Horst Brandt (SPD), ehemaliger Bürgermeister und heute Mitglied im Ilmenauer Stadtrat, verwies auf die anfänglich unter der Rubrik „Reparatur“ geplante Maßnahme, aus der nun am Ende „etwas Vernünftiges“ wurde. Nebenbei sei Oehrenstock einer der wenigen Orte im Ilm-Kreis, die inzwischen zu annähernd 100 Prozent an eine Kläranlage angeschlossen sind.

Auch das war ein Aspekt, der bei der Sanierung zu beachten war. In der Straße befindet sich eine Pumpanlage, die das Abwasser zunächst bergauf befördert, damit es dann hinunter in die Kläranlage nach Ilmenau fließen kann.

Die Übernahme des begonnenen Bauvorhabens durch die Gebietsreform sei für Ilmenau nicht nur eine Pflichtaufgabe gewesen – sondern man habe das auch gern getan, sagte Oberbürgermeister Daniel Schultheiß (parteilos). Er betonte den Wert des ebenfalls in der Straße verlegten Glasfaserkabels.

Anpassung an örtliche Begebenheiten

Von den neun Baugrundstücken im Wohngebiet sei ein Teil bereits verkauft. Selbst Mitarbeiter in der Ilmenauer Stadtverwaltung sollen ein Auge auf das neue Quartier geworfen haben, hieß es bei er Eröffnung der Straße am Mittwoch.

Die Erschließung des Wohngebiets wurde noch in der Zeit der Selbstständigkeit der Stadt Langewiesen begonnen, deren Ortsteil Oehrenstock damals war. Hintergrund des Vorhabens war das zunehmende Fehlen von Bauplätzen, nachdem im Langewiesener Wohngebiet „Goldener Rand“ in kurzer Zeit alle Grundstücke verkauft und bebaut waren. Im Zusammenhang mit der Eingemeindung von Langewiesen und Oehrenstock nach Ilmenau wurde der Bebauungsplan „Am Berg“ noch einmal überarbeitet, was für Kritik der ehemals politisch Verantwortlichen sorgte. Laut Verwaltung sei der Plan allerdings nur an die örtlichen Gegebenheiten angepasst worden.