Ilm-Kreis. 28 Mitfahrbänke stehen in den Orten der Landgemeinde Großbreitenbach als Alternative zum Nahverkehr.

Alternativen für die Mobilität im ländlichen Raum werden im Ilm-Kreis gesucht und gefunden. Eine Möglichkeit, Mitfahrgelegenheiten zu geben, sind die jetzt in der Komet-Region Großbreitenbach aufgestellten 28 Mitfahrbänke in acht Ortsteilen der Landgemeinde Stadt Großbreitenbach. Über das Landesförderprogramm „Demografischen Wandel meistern“ stellte das Land 80 Prozent der Gesamtfinanzierung von 24.800 Euro zur Verfügung, den Rest von 4660 Euro übernimmt der Landkreis.

Das Projekt wurde am Dienstag in Altenfeld von der Landrätin vorgestellt. Petra Enders (Linke) sagte, man habe mit der Methode ein modernes und sicheres Trampen und ergänze damit den öffentlichen Personennahverkehr. Das Projekt spreche jene jüngeren und älteren Menschen an, die noch keine oder keine Fahrerlaubnis mehr besitzen.

Entstanden ist die Idee dazu in der Kooperativ-Orte-managen-Arbeitsgruppe Mobilität unter dem Vorsitz von Felix Schmigalle, Klimaschutzmanager im Kreis. Man habe sich diese Mitfahrgelegenheit von Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern abgeschaut.

Es werde wohl zwei bis drei Jahre dauern, bevor es angenommen wird, sagte er. Peter Grimm (SPD), Bürgermeister der Landgemeinde, sprach davon, dass die Mitfahrbänke noch belächelt werden, man sollte es aber ernst nehmen. Akzeptanz brauche Durchhaltevermögen.

Der Einwand, dass die Einladung zum Mitfahren auch von irgendwelchen Spinnern bei jungen Frauen ausgenutzt werden könnte, wurde für den ländlichen Raum ausgeschlossen. Das Mitnehmen und Mitnehmenlassen sei ja freiwillig.

Auch andere Landkreise haben diese Idee gehabt

An der Bank gibt es Schilder zum Hochklappen, damit kann man die Richtung oder sein Ziel anzeigen und gleichzeitig darauf aufmerksam machen, dass man mitgenommen werden will. Oft nutze nur eine Person ein Fahrzeug, das würde dann auch die Umwelt schonen, wenn man nicht allein fährt und man habe noch eine Unterhaltungsmöglichkeit. Das sei auch keine Konkurrenz zu Taxi-Unternehmen.

Geprüft wird vom Landratsamt, ob das Projekt etwa noch auf Ortsteile von Ilmenau ausgeweitet werden kann. Beispielsweise hatte man in Heyda mit einem zusätzlichen Busangebot an den Wochenenden nach Ilmenau kein Glück gehabt. Erst sei es von den Einwohnern gefordert worden, dann saß bei einer Testfahrt die Landrätin allein mit dem Busfahrer im Fahrzeug, sagte sie. Das Zusatzangebot wurde wieder eingestellt.

Petra Enders beharrt jedoch weiterhin auch auf der Möglichkeit, ein Bürgerbus-Projekt in der Region etwa über einen Verein ins Leben zu rufen. Der könnte dann zum Beispiel Sportgruppen zu ihrem Training bringen, die bisher immer noch auf die Fahrzeiten der Busse angewiesen sind. In Gräfenroda gibt es als Mobilitätsprojekt einen Geratal-Stromer im Car-Sharing-System, das Elektro-Fahrzeug können Verwaltungsmitarbeiter und Bürger nutzen, hieß es.

Würden die Mitfahrbänke aber letztlich doch nicht angenommen, dann sei es auch keine Fehlinvestition. Man habe immerhin noch zusätzliche Sitzgelegenheiten geschaffen. Mitfahrbänke stehen in Altenfeld, Böhlen, Großbreitenbach, Gillersdorf, Friedersdorf, aber auch in Herschdorf, Neustadt und Wildenspring. Meistens in der Nähe von Buswartehallen, vom Ortsausgang oder von der Ortsmitte.