Ilmenau. Zusätzliches Einkaufszentrum in Ilmenau wird als unrealistisch eingeschätzt. Weitere Wohn- und Geschäftshäuser sind aber gestattet.

In den vergangenen Jahren wurde die komplette Ilmenauer Altstadt saniert – nun folgt die unmittelbare Peripherie. Sowohl der Dr.-Hans-Vogel-Weg als auch der Mühlgraben sollen in die Kur kommen, außerdem hat das Planungsbüro ISU aus Kaiserslautern eine Änderung und Erweiterung des Bebauungsplans rund um den Mühlgraben vorgelegt, die demnächst den Stadtrat passieren wird.

Die wichtigste Kernaussage darin: Der zentral gelegene Parkplatz bleibt erhalten. Das war auch eine Forderung der Industrie- und Handelskammer (IHK) Südthüringen, die in der Abstellfläche „eine wichtige Unterstützerfunktion für die Innenstadt“ erkennt.

Dabei war das Areal nicht von Anfang an als Parkfläche vorgesehen. In der ersten Version des Bebauungsplans aus dem Jahr 1996 war noch von einem „größeren Einzelhandels-, Dienstleistungs- und Wohnkomplex“ mit 3.100 Quadratmetern Verkaufsfläche die Rede. Doch das Vorhaben zerschlug sich. In der Folge wurde ein „zunächst vorläufig eingerichteter städtischer Parkplatz über die Jahre weiter ausgebaut und [...] gilt in der aktuellen Bewertung durch die Stadt als funktional nicht verzichtbar“, heißt es in dem von Stadtplaner Günter Beckermann vorgestellten überarbeiteten Bebauungsplan. An einem zusätzlichen Einkaufszentrum festzuhalten, wird als utopisch erachtet. Nach heutigen Maßstäben erscheine „die Bildung eines Subzentrums dieser Größenordnung weder realistisch oder auch sinnvoll“, heißt es in dem Papier.

Doch nicht jedes Mitglied im Stadtrat ist einverstanden damit, dass der Parkplatz künftig in Stein gemeißelt ist. „Unsere Programmatik schlägt seit Jahrzehnten eine Parkanlage mit Spielplatz an dieser Stelle vor. Zudem ist immer noch zu beobachten, dass das Parkhaus nicht ausgelastet ist“, sagte Norbert Zeike (Bürgerbündnis).

Das in unmittelbarer Nähe stehende Parkhaus war immer ein Sorgenkind der Stadt, die den für sie unrentablen Betrieb schließlich einem privaten Betreiberunternehmen übertrug. Das Gebäude selbst ist weiterhin in Besitz der Kommune.

Das Argument der Befürworter einer kleinen Erholungsoase im Zentrum der Stadt: Würde der Parkplatz aufgegeben werden, könnte auch die Auslastung des Parkhauses steigen. Das aber wurde stets abgelehnt – mit dem Gegenargument, dass es auch Menschen mit einer gewissen Scheu vor Parkhäusern gebe, die möglicherweise dann die Ilmenauer Innenstadt gleich ganz meiden.

Dabei wäre aus Sicht von Norbert Zeike ein „innerstädtischer Erholungseffekt“ mit einem Park klar gegeben. Denn auch das geht aus dem überarbeiteten Bebauungsplan hervor: „Die Ziele der Sicherung und Stärkung des Wohnraumangebotes bestehen fort. Auch einzelne Ergänzungen zu Dienstleistung und Handel sind angesichts der grundsätzlich attraktiven Lage denkbar. Hierzu sollen absehbare private Initiativen zur Errichtung von Wohn- und Dienstleistungsgebäuden aufgegriffen und planerisch gelenkt werden“, schlägt der Entwurf vor. Ein Teil davon ist bereits zu sehen, denn auf dem Gelände der ehemaligen Vogelvilla errichtete ein privater Investor bereits ein neues Mehrfamilienhaus.

Im Bebauungsplan wird dieser Teil des Geländes in die Kategorie „besonderes Wohngebiet“ eingestuft, was eine Mischung aus Wohnen und die Ansiedlung von Gewerbebetrieben in bestimmten Umfang ermöglicht.

Mühlgraben erhält beiderseits Gehwege

Parallel zu den Veränderungen des Bebauungsplans hat sich Uwe Wilke vom Architekturbüro Erfurt und Partner mit der Neugestaltung des Dr.-Hans-Vogel-Wegs beschäftigt, der zwischen der alten Gerberscheune und der Sparkasse verläuft. 200.000 Euro sollen dort investiert werden, wovon 130.000 Euro aus Fördermitteln stammen. Im Zusammenhang mit diesem Vorhaben soll auch der Mühlgraben als parallel zur Fußgängerzone verlaufende und stark frequentierte Straße umgebaut werden. Dort endet derzeit ein Gehweg abrupt vor einem Betonsockel, sind die Ausfahrradien zur Poststraße zu eng und fehlen beidseitige Bürgersteige. Auch der Parkplatz am Ende des Mühlgrabens erhält dabei eine Überarbeitung und wird zudem mit vier Ladesäulen für Elektroautos ausgestattet.