Möhrenbach. Früher saßen die von Guck und Horch mit im Möhrenbacher Saal, heute kommt man zum Gucken und Horchen ganz ohne Hintergedanken.

Am Samstagabend startete der MCC Möhrenbach mit dem ersten Büttenabend und dem unüberhörbaren Schlachtruf „Nonert Helau!“ in seine 54. Session. Die zirka 40 Mitglieder des Vereins haben es mit Anstrengung und Hingabe geschafft hat, wieder an jene Tradition anzuknüpfen, als in DDR-Zeiten die Büttenabende bereits ein Jahr vorher ausgebucht waren.

In Möhrenbach ließ die damalige politische Obrigkeit „horchen & gucken“ und zensierte, was öffentlich gesagt werden durfte – oft genug auch erfolglos. Solcher Ungehorsam freute die Narren damals, deren wenige Urgesteine davon noch heute gern erzählen. Der Rathaussaal, der laut Ortsbürgermeister Matthias Steitz (CDU) diesmal so schön geschmückt war, wie er sonst hässlich sei, war im Parkett und auf der Galerie voll besetzt.

Eine Erfurter Narrenabordnung, Rolf Frielinghaus vom närrischen Thüringer Landesverband gab einen Gastauftritt als Schönheitschirurg, Oberbürgermeister und Bürgermeisterin wurden als Ehrengäste vom Vereinspräsidenten Thomas Heydt willkommen geheißen. „Er hielt heute seine beste Begrüßungsrede, die man von ihm je zu hören bekam“, lobte ihn Spielleiter Thomas Haueisen. Und tatsächlich brachte Heydt gleich zu Beginn viel lokales Kolorit in den Büttenabend ein und nahm in Gemeinschaft mit „Minna“, der Möhrenbacher Volksschauspielerin, Sängerin Lena und dem zweiten Spielleiter Lars Walter das Dorfleben im Spiel „Möhnopoly“ aufs Korn. Steine des närrischen Anstoßes waren die Straßenumbenennungen im Dorf, die „Mitfahrbank“ und natürlich die neuen Zeiten mit Facebook, Google und Tablet, die „Minnas“ Mutter so manches Rätsel aufgeben.

„Willst du Möhrenbacher Stimmen zur nächsten Wahl, dann sanier’ doch den Ort gleich general“, rieten die Nonerte.

Selbstverständlich waren die Einlagen der Ballettgruppen von Klein bis Groß, als Kinder-, Teenie-, Damen- und Männerballett immer ein Hingucker. Drei Stunden Büttenabend mit so viel lokalem Bezug ohne einen Augenblick Langeweile, wo der Funke von der Bühne in den Saal zur übersprang und als Stimmungskanonenschlag immer wieder neu zündete – das müssen andere Faschingsvereine erstmal toppen.