Gehren. Standort Marstall wird von Eltern wegen der Nähe zur Straße und fehlender Parkplätze kritisch bewertet. Vorhaben könnte auf Schlosspark indes ausgedehnt werden und würde so die Attraktivität steigern.

Schon seit einigen Jahren ist der Gehrener Kindergarten Thema, weil das Gebäude in der Theodor-Neubauer-Straße zu klein für die wachsende Zahl an Mädchen und Jungen geworden ist. Mittlerweile darf die Einrichtung nur noch per Sondergenehmigung betrieben werden.

Drei mögliche Ausbauvarianten hatte die Stadt in Auftrag gegeben, als sie noch selbstständig war. Doch reichte der Eigenanteil der Kommune nicht einmal für die günstige Option, die eine sechsstellige Summe benötigt hätte.

Nach der Eingemeindung durch Ilmenau rutschte die Zukunft des Kindergartens wieder nach oben auf der Agenda. Ein Ausbau des bestehenden Objekts wurde verworfen, da die Kosten mit einem Neubau vergleichbar gewesen wären, hieß es von der Verwaltung. Bei der Standortsuche für einen neuen und großen Kindergarten gerieten zwei Flächen in den Fokus: der ehemalige Marstall im Ortszentrum und das Areal der ehemaligen Ilmkristall-Fabrik.

Und an diesem Punkt tritt nun ein neues Problem auf. Denn während eine Untersuchung des Architekturbüros Erfurt und Partner ergab, dass der Standort Marstall – zwar mit mehreren Makeln behaftet – die geeignetere Lösung wäre, sehen Eltern und Gehrens Ortsteilrat eher auf der Ilmkristall-Wiese die Zukunft der Kinderbetreuung im Ort.

Doch bislang war der Abschluss der Untersuchungen in Gehren offenbar noch gar nicht bekannt. Denn erstmals wurden die Ergebnisse am Montag von Architekt Thomas Erfurt im Bauausschuss vorgetragen – laut Ilmenauer Stadtverwaltung ein Experte auf dem Gebiet der Kindergartenplanung.

Er stellte Marstall und Ilmkristall gegenüber und kommt zum Schluss: In zwei von drei Kategorien überwiegen die Vorzüge des Standorts im Zentrum die der Freifläche. Würde der Marstall durch einen Kindergartenneubau ersetzt, hätte Gehren zudem ein städtebauliches Problem weniger, hieß es.

Mit der Ilmkristall-Fläche wäre freilich ein großzügiges eingeschossiges Bauen möglich. Die Kinder hätten ein riesiges Freigelände und ausreichend Parkraum wäre auch vorhanden. Der Standort Marstall hingegen würde mit einem zweistöckigen Gebäude mit Aufzug bebaut werden, dessen Außenbereich sich bis in den Schlosspark ausdehnen könnte.

Architekt will Pläne überarbeiten

Kritisch wird der Standort von den Gehrenern allerdings deswegen gesehen, weil der Kindergarten dann direkt an der viel befahrenen Straße nach Großbreitenbach liegt und Parkplätze kaum in ausreichender Zahl vorgehalten werden können.

Von den Kosten her nehmen sich beide Optionen auf den ersten Blick nicht sonderlich viel. Knapp 3,6 Millionen Euro würde ein Neubau am Standort Marstall kosten, rund vier Millionen Euro die Variante auf dem Ilmkristall-Areal. Allerdings gibt es einen großen Unterschied: Für das Vorhaben in der Innenstadt würde die Städtebauförderung mit bis zu zwei Drittel Kostenübernahme greifen. Für den Neubau auf der grünen Wiese gäbe es nichts. 600.000 Euro hat das Land allerdings für beide Varianten hinsichtlich der Ausstattung beim Brandschutz zugesagt. Trotzdem macht die Differenz zwischen gefördertem und nicht gefördertem Neubau bis zu zwei Millionen Euro aus.

„Das ist eine Hausnummer“, stellte Oberbürgermeister Daniel Schultheiß (parteilos) fest. Natürlich dürften im Fall eines Kindergartens nicht die Kosten im Vordergrund stehen. „Aber wenn man ehrlich ist, spielt das natürlich eine Rolle“, sagte er am Dienstag auf Nachfrage unserer Zeitung. Eine Möglichkeit, den Marstall etwas attraktiver erschienen zu lassen, könnte sein, das ganze Bauvorhaben weiter weg von der Straße in Richtung Schlosspark zu verlagern. Das hatte auch Thomas Erfurt am Tag zuvor vorgeschlagen, nachdem er erfuhr, dass sich das Vorhaben nicht explizit auf das Marstall-Gelände beschränken müsste. Denn der Schlosspark ist ebenfalls Eigentum der Kommune.

Stadtverwaltung und Architekten wollen nun noch einmal im Gehrener Ortsteilrat vorsprechen. Im Bauausschuss gab es bei einer Probeabstimmung schon einmal eine klare Tendenz: acht Mitglieder stimmten für die Entwicklung des Marstallgeländes, zwei für den Neubau auf der grünen Wiese.