Bad Langensalza. Scharfe Worte von Matthias Reinz, der die Kundgebung als Privatmann organisiert hat. Warum eine ehemalige Lehrerin aber zu Besonnenheit mahnt. Hier gibt es ein Video der Demo.
„Nein“, so sagt Matthias Reinz, „anders als vor vier Wochen ist es jetzt nicht mehr fünf vor, sondern bereits fünf nach zwölf.“ Zum zweiten Mal hatte er am frühen Montagabend aufgerufen zu einer Kundgebung gegen die aktuelle Politik in Bund und Land. 600 Menschen kamen auf den Neumarkt in Bad Langensalza.
In den vergangenen Wochen habe sich die Lage dramatisch verschlechtert, „doch Antworten aus Berlin und Erfurt bleiben aus.“ Die Entlastungspakete könnten nicht annähernd die Kosten abfangen. Reinz forderte Preis- und Steuersenkungen durch eine „vernünftige Energie- und Friedenspolitik“.
Noch im September, als Reinz erstmals zu einer Demonstration aufgerufen hatte, war er der Hauptredner. Diesmal bekam er Unterstützung durch Bäckermeister Enrico Esche und die ehemalige Lehrerin Petra Schnürch.
Noch eines unterschied die beiden Demos: Reinz rief am Montag als Privatmann zur Kundgebung auf, nicht – so wie vor einem Monat – als Bürgermeister. Das Innenministerium hatte das nach der ersten Kundgebung mit Verweis auf die Kommunalordnung kritisiert. Reinz‘ Reaktion: „Bürgerinnen und Bürger können nicht zwischen dem Bürgermeister und der Privatperson Matthias Reinz unterscheiden. Ich habe meine Meinung, und die will ich frei äußern dürfen. Das ist ein Grundrecht, das ich in Anspruch nehme.“
Für Bäckermeister Enrico Esche ist es nicht fünf nach zwölf, sondern gar um eins. „Würde ich alle Kosten auf meine Kunden umlegen, wären unsere Produkte, zweimal, wahrscheinlich gar dreimal so teuer wie jetzt.“ Die aktuellen politischen Maßnahmen sorgen Esches Meinung nach dafür, dass „der Mittelstand gerade abgeschafft“ wird.
Mit seinem Betrieb ist er ein großer Gasverbraucher – „so viel wie zehn Privathaushalte“. Energie müsse bezahlbar sein, fordert er, bekam aber den stärksten Beifall für seine Äußerung gegen Waffenexporte in Kriegsgebiete.
Petra Schnürch, die Gästeführerin ist und 40 Jahre lang Lehrerin in Bad Langensalza war, meint: „Die Menschen haben Angst. Das führt zu Wut. Und beides sind keine guten Ratgeber in der Politik. Ich erwarte von unserer Regierung, dass sie unsere Angst wahrnimmt.“ Es brauche „tragfähige, kluge Kompromisse“, um die Probleme zu lösen.
Unter den Teilnehmern waren Mitglieder der Stadträte von Mühlhausen und Bad Langensalza, aber auch Vertreter der Linke aus dem Kreistag. Im November soll es eine dritte Kundgebung geben.
Das könnte Sie auch interessieren: