Lengefeld. Viele Einwohner fragen sich, ob der Brandstifter erneut zuschlagen wird. In zwei Fällen hat die Polizei die Ermittlungen abgeschlossen.

Mehrere Brandstiftungen haben in den letzten Monaten in Anrodes Ortsteil Lengefeld für Aufregung gesorgt. Der Brand des Sportlerheims vor fast einem Jahr richtete einen hohen Sachschaden an, in weiteren Fällen konnte die Feuerwehr Schlimmeres verhindern. Viele Einwohner sind nun beunruhigt, fragen sich, ob und wann der Brandstifter nochmal zuschlägt.

Der Chef der Lengefelder Feuerwehr, Mario Diemann, sagt: „Dass noch kein Mensch zu Schaden gekommen sind, ist der besonnenen Reaktion der Anwohner zu verdanken, die sofort den Notruf wählten, und dem schnellen Handeln unserer Wehren.“ Zuletzt hatten am 11. Januar mehrere Mülltonnen im Wohngebiet Eiweideweg gebrannt. Gegen 23 Uhr wurden die Feuerwehren Lengefeld und Bickenriede dorthin gerufen. Die Einsatzkräfte konnten ein Übergreifen der Flammen auf die Fassade des Mehrfamilienhauses verhindern.

„Der Brandstifter setzt Menschenleben aufs Spiel.“

„Zwei Minuten später hätte auch das Haus gebrannt“, sagt der Feuerwehrchef. „Der Brandstifter setzt Menschenleben aufs Spiel.“ Und natürlich würden auch die Einsatzkräfte damit völlig unnötig in Gefahr gebracht, abgesehen von den freiwilligen Stunden, die sie ehrenamtlich zusätzlich leisten müssten.

Am 11. Januar wurden Mülltonnen auf einem Standplatz nahe einem Mehrfamilienhaus in Brand gesteckt. Die Feuerwehr konnte Schlimmeres verhindern.
Am 11. Januar wurden Mülltonnen auf einem Standplatz nahe einem Mehrfamilienhaus in Brand gesteckt. Die Feuerwehr konnte Schlimmeres verhindern. © Alexander Volkmann

Am Silvesterabend brannte zudem ein Altkleidercontainer lichterloh, im April 2019 waren es Strohballen auf einem Feld, kurz davor das Sportlerheim und im August 2018 löschte die Feuerwehr eine brennende Böschung.

Dass es tatsächlich einen Zusammenhang zwischen den Bränden gibt, ist nicht bewiesen, erklärt Polizeisprecherin Fränze Töpfer von der zuständigen Landespolizeiinspektion Nordhausen auf Nachfrage. Fest steht aber, dass es sich in allen Fällen um Brandstiftung handelt. Das Besondere: Alle Feuer wurden in einem sehr engen Radius um den Sportplatz und das angrenzende Wohngebiet gelegt.

Zu den beiden jüngsten Fällen laufen die Ermittlungen, sagt die Polizeisprecherin. Abgeschlossen wurden dagegen die Ermittlungen zu den brennenden Strohballen sowie zum Brand des Sportlerheims am 26. März. Ein Tatverdächtiger konnte nicht ermittelt werden. Dabei hatte die Polizei, gerade im Fall des Sportlerheims, intensiv Zeugen vernommen. Letztlich fehlten die Beweise. Die Akten liegen nun bei der Staatsanwaltschaft, die entscheidet, wie es weiter geht.

Sportlerheim wird derzeit wieder aufgebaut

Rückblick: Als die Feuerwehren im März vergangenen Jahres alarmiert und zum Sportplatz gerufen wurden, schlugen die Flammen bereits meterhoch aus dem Dach des Gebäudes. Die Wehren aller fünf Ortsteile mit insgesamt 45 Feuerwehrleuten waren im Einsatz. Ein Sachschaden von etwa 100.000 Euro entstand – auch deshalb, weil auf dem Dach eine Photovoltaikanlage installiert war. Doppelt tragisch ist, dass mit dem eingenommenen Geld aus der Stiftung „Sonne für Anrode“, die die Anlage betreibt, eigentlich Vereinsprojekte in der Gemeinde unterstützt werden sollen. Erst vor einigen Jahren hatten die Sportler des SV 1932 Lengefeld ihr Vereinsheim selbst saniert.

Den kleinen Sportverein um seinen Vorsitzenden Tino Peter hatte der Brand schwer getroffen. Neben der Ausrüstung für den Trainingsbetrieb, also Eckfahnen, Tornetze und Kreidewagen, wurden auch viele Andenken zerstört, wie Pokale, Wimpel und Fotos.

Die Sportfreunde aus dem benachbarten Bickenriede veranstalteten nach dem Brand im Juni ein Benefizturnier für den Wiederaufbau und die Anschaffung neuer Technik. Mittlerweile wird das Sportlerheim wieder aufgebaut. Das alte Dach ist abgerissen und ein Teil der Mauern erneuert. Derzeit sei die Zufahrt zur Baustelle jedoch so durchweicht, dass mit dem Bau des neuen Dachstuhls gewartet werden müsse – auf Trockenheit oder Frost, so heißt es auf Nachfrage von der Gemeinde. Den entstandenen Sachschaden trage die Versicherung. Auch eine Photovoltaikanlage solle wieder auf dem Dach installiert werden, danach könne mit dem Innenausbau begonnen werden.

Polizei: Ermittler beziehen Altfälle mit ein

Polizeisprecherin Fränze Töpfer sagt, auch wenn die Ermittlungen in den beiden Fällen abgeschlossen wurden, ohne einen Tatverdächtigen zu ermitteln, sollten sich der oder die Täter nicht in Sicherheit wiegen. Bei künftigen Brandstiftungen blieben die Fälle weiter im Hinterkopf der Ermittler der zuständigen Kriminalpolizeistation Mühlhausen. Eventuell ließen sich dann weitere Zusammenhänge finden. Nach dem Brand des Sportlerheims seien vermehrt Streifen in Lengefeld unterwegs gewesen. Doch das sei aufgrund der Personalsituation nicht dauerhaft zu gewährleisten.

Ein „Freund der Feuerwehr“ hat nun eine Belohnung von bis zu 2000 Euro ausgesetzt, die zur Ergreifung des Täters führen, berichtet Wehrführer Mario Diemann. Die Angst im Ort müsse ein Ende haben. Am Samstag, 1. Februar, will die Freiwillige Feuerwehr Lengefeld bei der Jahreshauptversammlung das vergangene Jahr Revue passieren lassen. Auch die Brandstiftungen werden Thema sein.

Hinweise nimmt die Polizei in Mühlhausen unter Telefon (03601) 4510 entgegen.