Klaus Wuggazer nimmt ein Tarnwort aufs Korn.

Der Wolf ist an allem schuld. Auch an der Verhunzung der Sprache. Seit Deutschland, Thüringen und den Unstrut-Hainich-Kreis die existenzielle Frage umtreibt, ob und wie der Wolf sich hier wieder niederlassen könnte, sollte, dürfte. Denn weil es auch Problem- und Schadwölfe gibt, stellt sich die Frage, ob und wann diese Gesetzlosen, Rowdys und Hooligans unter den Isegrimen erschossen werden dürfen. Aber weil dieser waidmännische Tötungsvorgang einigermaßen grausam klingt, sprechen Beteiligte inzwischen nur noch davon, die Tiere aus der Natur zu „entnehmen“.

Das hört sich doch viel freundlicher an. So, wie Restwertstoffentsorgungspark auch harmloser klingt als das, was es ist: eine Müllkippe. Das Entnehmen-Virus breitet sich jetzt fast so schnell aus wie Corona. So kündigte das Rathaus Bad Langensalza für diese Woche „Totholz- und Ganzbaumentnahmen“ im Stadtgebiet an. Vermutlich, weil Fällungen immer gleich Wutbürger auf den Plan rufen. Zu Unrecht, weil „etwaig entnommene Bäume im Rahmen der Baumschutzsatzung kompensiert werden“, wie die Stadt beteuert.

Nun fürchte ich, dass bald auch Dentisten, Bankräuber und Abrissfirmen sich des beschönigenden Modeworts bedienen, wenn sie Zähne ziehen, Tresore plündern oder Gebäude abreißen.