Mühlhausen. Unvergessene Weihnachten, Erinnerungen an Westpakete und Rosemaries Schätze.

Die 14. Weihnachtsanthologie des Zeitgutverlages mit dem Titel „Unvergessene Weihnachten“ nahm die Buchhandlung Niklas zum Anlass, ihre traditionelle Adventslesung zu veranstalten. Langjährig bekannt las Birgit Schaube ihre beiden darin enthaltenen Geschichten und untermalte mit heiter besinnlichen Anekdoten.

Sie hatte sich Reiner Schmalzl ins Boot geholt, der seine Geschichte „Als Heiligabend plötzlich noch 124 Pakete eintrafen“ vortrug. Sie erinnert an die Postgeschichte seines Heimatortes Hüpstedt, in dem Regina und Heinz Igelbusch Jahrzehnte für die Zustellung der Post zuständig waren. Dass Westpakete einst die intensivste Form deutsch-deutscher Kommunikation waren und der Hochgenuss der Nabelorangen und des duftenden Kaffees erfreute, ließ die Anwesenden einstimmig nicken und in Erinnerungen schwelgen.

„Geschenksendung – keine Handelsware“, so war es vorgegeben, musste auf den ersehnten Paketen zu lesen sein. Eines davon hatte Schmalzl, der in Heyerode wohnt, neben historischen Postkarten als Geschenk für die Zuhörer im Gepäck. Er beschäftigt sich mit Postgeschichte und sammelt seit 20 Jahren historische Postkarten, nicht, wie er sagt, fürs Kämmerlein, sondern, um die Öffentlichkeit zu erfreuen und einen Eindruck von einstiger Geruhsamkeit und Zufriedenheit zu vermitteln. Mit seiner Sammlung war er kürzlich im Heimatverein Hüpstedt und im Seniorenverein Schierschwende zu Gast.

Das Gedicht „Flüchtlingszeit“ der Eichsfelder Autorin Anneliese Blacha brachte die Zuhörer zum Nachdenken. Alle waren sich einig, dass die Menschheit arm geworden sei, die Wahrnehmung fehle und man verlernt habe, sich zu wundern. Unter den Anwesenden weilte neben Ulla Schnelle, die Birgit Schaube bei der Arbeit an ihrem literarisch-fotografischen Sammelband zu Hand ging, auch die über 80-jährige Rosemarie Ganz, die Ideengeber der Geschichte „Ein neues Zuhause für Rosemaries Schätze“ war. Diese erzählt davon, wie sie ihre in die Jahre gekommene Puppenfamilie in die Obhut der Autorin gab und ihr damit ein Stück ihres Lebens anvertraute.