Katzendame Tessa hält im Mühlhäuser Tierheim traurigen Rekord

Susan Voigt
| Lesedauer: 5 Minuten
Kein anderer Bewohner lebt so lange im Mühlhäuser Tierheim wie Tessa. Sie wurde vor sechs Jahren aufgenommen und wartet seitdem auf ein neues Zuhause.

Kein anderer Bewohner lebt so lange im Mühlhäuser Tierheim wie Tessa. Sie wurde vor sechs Jahren aufgenommen und wartet seitdem auf ein neues Zuhause.

Foto: Katharina Funk / Tierheim Mühlhausen

Mühlhausen.  Die meisten Tiere finden schnell ein neues Zuhause. Einige wenige allerdings leben seit Jahren im Mühlhäuser Tierheim. Das sind ihre Geschichten.

Die meisten Hunde und Katzen im Mühlhäuser Tierheim finden relativ schnell ein neues Zuhause. „In der Regel bleiben die Tiere nicht länger als ein paar Wochen oder Monate bei uns“, sagt Mitarbeiter Katharina Funk.

Leider gebe es aber auch ein paar Ausnahmen. Den traurigen Rekord hält Katze Tessa. Sie wurde vor etwa sechs Jahren aufgenommen und hat damit bisher mehr als die Hälfte ihres Lebens im Tierheim verbracht. Warum einige Tiere so lange auf ein neues Zuhause warten müssen, darüber kann Katharina Funk nur spekulieren. „Meistens haben sie sehr spezielle Eigenschaften oder Bedürfnisse, mit denen nicht jeder zurecht kommt“, sagt sie.

Tessa kommt mit Jungkatzen gut aus

2016 kam Tessa mit ihren Jungen ins Tierheim. Nachdem ihre eigenen Kinder groß genug waren, kümmerte sie sich noch um viele weitere Jungkatzen, die ohne Mutter ins Tierheim gebracht wurden. „Tessa hat die Kleinen ohne Murren angenommen, sie liebevoll versorgt und ihnen damit vermutlich das Leben gerettet“, so Funk.

Bis heute komme Tessa mit Jungkatzen gut aus – gleichaltrige Artgenossen allerdings mag sie nicht. Zusammen mit ihrer chronischen Blasenentzündung mache das die Vermittlung schwierig. Die Erkrankung sei mit speziellem Futter gut händelbar – trotzdem kam Tessa nach mehreren Adoptionsversuchen immer wieder zurück ins Tierheim.

Katzendame wächst ganzem Team ans Herz

Mit ihrer liebevollen und verrückten Art habe sie inzwischen die Herzen aller Tierheim-Mitarbeiter erobert. „Wir wünschen uns für sie ein schönes neues Zuhause ohne andere Katzen, dafür mit verständnisvollen Besitzern und Freigang. Das hat sie sich wirklich verdient“, sagt Funk.

Das gleiche gelte für Epona und Alice. Seit 2018 lebt Schildpatt-Katze Epona im Mühlhäuser Tierheim. Sie versteht sich mit anderen Katzen und hat auch keine Krankheiten. Trotzdem konnte sie bisher noch keinen Besucher so richtig von sich überzeugen. „Das Problem ist, dass Epona sehr schüchtern ist. Sobald ein Besucher ins Katzenhaus kommt, versteckt sie sich und wird so oft übersehen“, erklärt Katharina Funk.

Alice lebt zwar noch nicht ganz so lange im Tierheim, die Vermittlung gestaltet sich aber bereits jetzt schwierig. Die Perserkatze hat neben der Abscheu vor Artgenossen noch ein weiteres, nicht zu verachtendes Problem: Sie mag keine Männer.

Mehrere Versuche gab es bereits, Alice zu vermitteln – das scheiterte laut Funk aber immer an den Angriffen auf die Männer. Die Hoffnung darauf, auch für Alice einen Lebensplatz zu finden, habe das Tierheim-Team aber noch nicht aufgegeben.

Anders ist das bei Praline. Die zehnjährige Perserkatze lebt seit 2017 im Tierheim. Bisherige Vermittlungsversuche seien daran gescheitert, dass sie von Katzentoiletten per se nichts hält. Weil das im Tierheim aber gut händelbar sei, sie sich dort wohlfühle und ihr weiterer Stress auf der Suche nach einem neuen Zuhause erspart bleiben soll, entschied sich das Tierheim-Team dafür, Praline nicht mehr zu vermitteln. „Das ist aber eine absolute Ausnahme. Unsere Aufgabe ist es, aufzunehmen und zu vermitteln“, sagt Funk.

Groß, alt und krank: Pallas hat es nicht leicht

Deshalb soll auch Pallas ein neues Zuhause finden. Doch auch die Vermittlung des alten Hundeherren gestalte sich schwierig. Der Schäferhund-Weimaraner-Mischling ist bereits 14 Jahre alt und zudem leberkrank. „Vor einem so großen, alten und kranken Hund schrecken viele zurück. Das hat er aber nicht verdient. Er ist verschmust und aufgeschlossen und wir möchten nicht, dass er seinen Lebensabend im Tierheim verbringen muss“, so Funk.

Dass es für die Langzeit-Tiere durchaus ein Happy-End geben kann, zeigte jetzt der Mischlingsrüde Jack. Er kam 2018 als drei Monate alter Welpe ins Tierheim und rettete in der Zwischenzeit einer anderen Hündin sogar das Leben. Wegen seiner energiegeladenen Art scheiterten in den vergangenen vier Jahren allerdings drei Versuche, Jack zu vermitteln.

Im Mai dieses Jahres fand Jack nun aber endlich ein neues Zuhause. „Wir sind immer noch in engem Kontakt mit der Familie. Jack hat ein großes Grundstück, viel Auslauf und liebevolle Besitzer gefunden“, sagt Katharina Funk – und wünscht sich das auch für die anderen Alteingesessenen des Tierheims.

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