Körner Die Förderungen für Biogasanlagen im Landkreis laufen nach und nach aus. Landwirte suchen nach Alternative für den Weiterbetrieb.
Für viele Biogasanlagen im Unstrut-Hainich-Kreis laufen die Förderungen aus dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) in den kommenden Jahren aus. Bei der Anlage des Landwirtschaftsbetriebs in Körner ist es in etwa zwei Jahren soweit, bei der ebenfalls zum Unternehmen gehörenden Anlage in Grabe in sechs Jahren.
Ohne die Förderung allerdings rechnen sich die Anlagen für den Betrieb nicht mehr. Denn aktuell sei der Preis für Strom aus Biogas noch nicht konkurrenzfähig, sagt Landwirtschaftsvorstand Rüdiger Meyer. Zudem kosten Wartung, Personal und Substrate viel Geld.
In den Anlagen werden Gülle und andere biologische Stoffe wie Futtermittelreste oder Ganzpflanzensilage vergoren. Es entsteht Biogas, durch das in einem Blockheizkraftwerk (BHKW) Strom und Wärme erzeugt wird.
Biogas-Wärme wird in Körner genutzt
Und davon profitiert nicht nur der Landwirtschaftsbetrieb, bei dem unter anderem das Verwaltungsgebäude, die Schweinemast und die Werkstatt geheizt werden. Mit der Wärme aus der Anlage in Körner werden unter anderem die Schule, die Turnhalle, anliegende Wohnhäuser und Unternehmen versorgt. Ein netter Nebeneffekt: Nachdem die Gülle in der Biogasanlage vergoren ist, stinkt sie beim Ausbringen auf die Felder nicht mehr.
Wie es mit den Biogasanlagen ohne die Förderung weiter gehen kann, dazu berät derzeit Frank Scholwin vom Institut für Biogas in Weimar im Auftrag der Thüringer Energieagentur (Thega). Bereits mehrere Betriebe aus dem Unstrut-Hainich-Kreis haben sich für eine Beratung angemeldet – auch der Landwirtschaftsbetrieb in Körner. Laut Frank Scholwin kommen für die Anlage vor Ort am ehesten zwei Varianten in Betracht. Eine davon beinhaltet lediglich einen erneuten Antrag auf EEG-Förderung.
Zwei Varianten für den Weiterbetrieb
Im Dezember wurde ein neues EEG verabschiedet. Demnach gebe es zwar etwas mehr Geld, im Falle einer erneuten Förderung allerdings sieht das Gesetz eine Flexibilisierung der Anlagen vor. Das bedeutet, dass die Anlagen Strom nur noch nach Bedarf in das Netz einspeisen sollen, höchstens aber 40 Prozent von dem, was sie derzeit noch leisten.
Außerdem wäre eine erneute Förderung mit strengeren, behördlichen Auflagen verbunden – die Betriebe müssten nachinvestieren. „Allein in Körner sprechen wir da von 1,3 Millionen Euro“, sagt Rüdiger Meyer. Er halte es zum einen für überzogen, was da von den Betrieben verlangt wird. Zum anderen sei es schade um das Potenzial, wenn die Anlagen nur noch mit halber Kraft arbeiten können.
Biogas kann in Erdgasnetz eingespeist werden
Die zweite Variante wäre eine Aufwertung des Biogases auf Erdgasqualität. Dabei wird das Biogas so lange gereinigt, bis am Ende beinahe nur noch Methan übrig bleibt. Das aufbereitete Gas könnte dann in das hiesige Erdgasnetz eingespeist werden und so überall in Deutschland verkauft werden. Unter anderem auch an Tankstellen, von denen immer mehr Erdgas für Autos oder Busse anbieten.
So könnte aus der einen Hälfte des Biogases Erdgas bereitet werden, die andere Hälfte könnte wie gewohnt das BHKW antreiben – mit erneuter Förderung.
„Die Nachfrage nach erneuerbaren Gasen wird immer größer“, sagt Frank Scholwin. Auch der finanzielle Aufwand sei machbar, sofern eine passende Stelle zum Einspeisen des Erdgases gefunden wird. Auch Rüdiger Meyer hält diese Variante für wirtschaftlich sinnvoll und „am wenigsten aufwendig“, sagt er. Den eines steht für den Landwirtschaftsbetrieb fest: Abschalten kommt nicht in Frage.