Kirchworbis. Zur diesjährigen Missio-Aktion des Bistums Erfurt gab es ein Pontifikalamt mit Bischof Neymeyer und einem Gastpfarrer aus Indien und anschließend einen politischen Frühschoppen in der Eichsfeldgemeinde.

In diesem Jahr fand die feierliche Eröffnung der Missio-Aktion des Bistums Erfurt nicht im Erfurter Dom, sondern in der Kirche St. Martin in Kirchworbis statt. Gemeinsam mit den Vereinen des Dorfes zogen Bischof Ulrich Neymeyer und sein indischer Gast Pfarrer Varghese Velickakam zum Pontifikalamt in die Kirche ein. In seiner Predigt berichtete Pfarrer Velickakam von den vielfältigen Aktivitäten der katholischen Kirche in den nordostindischen „sieben Schwesternstaaten“ zu Füßen des Himalaya. Dort engagiert sich die Kirche besonders für die Armen, bietet im Bereich Bildung und Soziales Programme zur Friedens- und Konfliktarbeit und zur Förderung von Frauen und Jugend an. Die Kirche kümmert sich besonders um die mehr als 200 indigenen Bevölkerungsgruppen. Pfarrer Varghese sprach von einem großen Schatz, der geschützt werden müsse. Das soziale Engagement der Kirche entspreche der Botschaft Jesu, denn ohne Diakonie, ohne gebende Hilfe bleibe die Religion ein totes Ritual.

Bischof Neymeyer bedankte sich für die Vorbereitung der Missio-Aktion und die Mitgestaltung des Gottesdienstes durch den Kirchworbiser Chor und für das Engagement aller im Dorf. Bürgermeister Wolfgang Benisch begrüßte die Gäste auch offiziell und lud zum „politischen Frühschoppen“ in den Gemeindesaal ein. Auf Initiative des Indienpatenschaftskreises verfolgten etwa 150 Gäste die angeregte Podiumsdiskussion. Unter Moderation von Jürgen Backhaus (Mediengruppe Thüringen) diskutierten Christina Tasch (CDU), Dirk Adams (Bündnis 90/Die Grünen), Bischof Neymeyer und Pfarrer Velickakam über die Folgen des Klimawandels für jeden Einzelnen – und was jeder Einzelne dagegen tun kann.

Diskussionsrunde mit zwei Politikern

Grünen-Fraktionschef Dirk Adams ist berufenes Mitglied des Katholikenrates des Bistums Erfurt. Christina Tasch vertrat Katholikenratsmitglied Raymond Walk, den Thüringer CDU-Generalsekretär. Der indische Gast berichtete über die Flut im Juli 2019, als der Brahmaputra nach starkem Monsun über die Ufer trat und ganze Landstriche verwüstete. 5,7 Millionen Menschen verloren ihr Zuhause, und die Kirche beteiligte sich an der Bereitstellung von Notunterkünften. Wann der Monsun einsetze, das werde immer schwerer vorhersehbar.

Podiumsdiskussion (von links) im Gemeindesaal: Dirk Adams (Grüne), Christina Tasch, Jürgen Backhaus (Moderation), Bischof Ulrich Neymeyr, Pfarrer Varghese Velickakam aus Nordostinien mit Dolmetscherin.
Podiumsdiskussion (von links) im Gemeindesaal: Dirk Adams (Grüne), Christina Tasch, Jürgen Backhaus (Moderation), Bischof Ulrich Neymeyr, Pfarrer Varghese Velickakam aus Nordostinien mit Dolmetscherin. © Elke Grimm

Die deutschen Teilnehmer berichteten von Gärten ohne Wasser, sterbenden Wäldern, Waldbränden bereits im April und abschmelzenden Alpengletschern. Der Klimawandel betreffe jeden Einzelnen – und jeder könne auch etwas tun. Es wurde deutlich, dass jede Aktion zur Vermeidung und Verringerung von CO2 richtig und wichtig sei. Das Kaufen regionaler Produkte und damit die Förderung regionaler Warenkreisläufe sowie das Bemühen, keine Lebensmittel zu verschwenden, die Benutzung von Bahn und Bus und das Engagement für den Nächsten seien wichtig für das Klima und den sozialen Zusammenhalt. Dabei sei gesellschaftliches Handeln global zu denken, bestehe doch der Wohlstand eines Drittels der Weltbevölkerung auf Kosten der anderen zwei Drittel.

Hier erinnere der Bischof daran, dass in Verantwortung vor Gott sorgsam mit der Natur umgegangen werden solle, auch um der Menschen willen, wie es zeitgleich bei der Amazonas-Synode in Rom diskutiert wurde. Monika König, die Missio-Beauftragte des Bistums, bedankte sich bei allen, die das Fest vorbereitet hatten. Reinhard Salzmann, der Vorsitzende des Indienpatschaftskreises, lud zum Mittagessen ein. Mitglieder des Kreises hatten ein vielseitiges Buffet vorbereitet. Die Gäste konnten im Gemeindesaal ins Gespräch kommen. Die rundum gelungene Veranstaltung war auch eine Würdigung der Arbeit des Patenschaftskreises, der für Kinder in Indien seit 1995 und seit 2007 auch in Äthiopien kontinuierlich Spendenmittel aufbringt, durch den Erfurter Bischof.