Erfurt. Die sechs verbliebenen Glocken mit Nazisymbolik in Thüringen sind stummgeschaltet und werden nicht mehr geläutet. Tambach-Dietharz plant einen Neuguss.

Die sechs verbliebenen Glocken mit Nazisymbolik in Thüringen sind stummgeschaltet und werden nicht mehr geläutet. Das teilte die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM) gestern nach einem erneuten Treffen mit Vertretern der betroffenen Kirchgemeinden mit. Teilgenommen hatten Pfarrerinnen und Pfarrer sowie Mitglieder der Kirchenräte.

Um die Glocken wird seit Monaten gestritten. Wegen des Verbleibs hatte ein Saarländer die scheidende Landesbischöfin Ilse Junkermann bei der Erfurter Staatsanwaltschaft verklagt. Erst nach öffentlichem Druck gab die EKM im Frühjahr die bis dahin geheim gehaltenen Standorte bekannt. Bei einem ersten Treffen im April war vereinbart worden, die Glocken abzuhängen. In einigen Gemeinden ist ein Neuguss geplant, allerdings müsse noch die Finanzierung geklärt werden. Kirche und Land sagten dafür Unterstützung zu.

Laut EKM wird die Geschichte der Glocken mittlerweile in allen Gemeinden aufgearbeitet. Konkrete Pläne gibt es bereits für die Glocke in Tambach-Dietharz. Hergestellt worden war sie 1938 in der Apoldaer Glockengießerei Franz Schilling & Söhne. Für die Bergkirche sei der Neuguss einer Glocke für September/Oktober dieses Jahres fest eingeplant. Die alte Glocke mit der Adolf Hitler gewidmeten Aufschrift „In Treue dem Christus der Deutschen“ übernimmt das Lutherhaus Eisenach in seinen Museumsbestand.

Laut EKM hängen noch weitere Naziglocken in Thüringen in Maua, Leutersdorf, Oberdorla, Bielen und Rettgenstedt (zwei Glocken) sowie in Sachsen-Anhalt in Gossa und Neinstedt. Vier Glocken zeigen ein Hakenkreuz, auf zwei Glocken wird Adolf Hitler namentlich genannt. Auf einer Glocke wurde ein Brustbild Hitlers bereits unkenntlich gemacht.