Die Andacht zum Wochenende für den Landkreis Sömmerda von Vertretungspfarrer Joachim Salomon aus Günstedt

Kirschen rot. Spargel tot. Das ist eine alte Bauernregel. Sie bezieht sich auf den 24. Juni, den Johannistag. Von da an wird kein Spargel mehr gestochen, um die Pflanzen für die nächste Saison zu schonen. Und die Erntehelfer, die doch noch gekommen sind, bücken sich nicht mehr zu dem edlen Gemüse nach unten, sondern strecken sich zu den süßen Früchten nach oben.

Nicht lange wird es dauern, dann sind auch die Johannisbeeren reif. Johanniskäfer, die Glühwürmchen, leuchten durch die kurze Sommernacht und das Johanniskraut entfaltet seine goldgelben Blüten.

Wir sind wieder einmal auf der Höhe des Jahres angekommen. An diesem Wochenende beginnt der Sommer mitten in der Nacht von Samstag auf Sonntag, die Sonne hat ihren nördlichen Wendekreis erreicht. Und seit etwa 1500 Jahren wird in diesen Tagen an Johannes den Täufer erinnert, den Vorläufer und Wegbereiter Jesu.

Alte Sonnenwendfeiern wurden mit einem christlichen Inhalt ergänzt. Johannes, das heißt: Gott ist gnädig. Seine Eltern mussten lange auf ihn warten, hatten sich schon fast damit abgefunden, kinderlos zu bleiben. Am Anfang des Lukasevangeliums, kurz vor der Weihnachtsgeschichte, wird davon erzählt. Seinem Vater, dem Priester Zacharias verschlägt es bis zur Geburt die Sprache, als ihm im Tempel von einem Engel angekündigt wird, dass seine Frau Elisabeth bald einen Sohn bekommen werde und er solle ihn Johannes nennen.

Als Mann zieht dieser sich dann an eine Furt am Jordan zurück, dem Fluss im heiligen Land, wo er sehr bescheiden lebte, einen Kamelhaarmantel trug und sich von Heuschrecken und wildem Honig ernährte, wie es im Markusevangelium steht. Dort predigte er, rief zu einem gottgefälligen Lebensstil auf, kritisierte soziale Ungerechtigkeit, Unrecht und Gewalt. Schließlich taufte Johannes die Leute als Bestätigung ihres Umkehrwillens im Fluss. Und nach ihm werde einer kommen, der stärker ist, den Gott schickt, und der die Welt verändern wird.

Johannes, so gewaltig er auftrat, er wusste auch um seine Grenzen, was er beginnt, wird ein anderer vollenden. So gibt Johannes Gott die Ehre und der Evangelist gleichen Namens lässt ihn sagen: „Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen.“ Damit meinte er Jesus, von dessen Geburtstag an die Tage länger werden und von seinem eigenen an kürzer.

Johannes der Täufer, nicht nur Pflanzen und Tiere tragen seinen Namen, auch viele Kirchen, so hier im Kreis Sömmerda in Frömmstedt, Dermsdorf, in Hardisleben sowie St. Johannes in Kölleda. Auf dem dortigen Friedhof wird am 24. Juni um 18 Uhr eine ökumenische Johannistagsfeier mit Pfarrer Christian Bock von der katholischen Kirche stattfinden. Und zur gleichen Zeit wie seit vielen Jahren schon eine Andacht auf dem historischen Friedhof Camposanto in Buttstädt. Warum auf dem Friedhof? Weil der Johannistag ein Wendepunkt im Jahr ist. Wie die Ernte und der Sommer, so wird auch das Leben neu beginnen. Das soll auf dem Friedhof zum Ausdruck gebracht werden.

Eine Stunde vorher, um 17 Uhr, beginnt in und an der Johanniskirche in Hardisleben das Johannisfest mit einer musikalischen Andacht und einem Pizzaessen. Schließlich darf ich noch zu einer Andacht nach Schloßvippach einladen, wieder 18 Uhr am 24. Juni, diese wird am Sturmschaden-Baumkreuz vor der Kirche stattfinden. – Kommen Sie gut in und durch den Sommer und bleiben Sie gesund!