Digitales Rezept in Apotheken der Kyffhäuserregion kaum nachgefragt

Susann Salzmann
| Lesedauer: 3 Minuten
Bereits zum 1. Januar 2022 sollte das elektronische Rezept flächendeckend Realität werden. Von den Ärzten gibt’s dann einen QR-Code, den Apotheken einlesen können. (Symbolbild)

Bereits zum 1. Januar 2022 sollte das elektronische Rezept flächendeckend Realität werden. Von den Ärzten gibt’s dann einen QR-Code, den Apotheken einlesen können. (Symbolbild)

Foto: Murat Deniz / Getty Images

Kyffhäuserkreis.  Die Ablösung des rosaroten Papierrezeptes vom Arzt lässt auf sich warten. Pharmazeuten der Region sind darüber alles andere als traurig.

Zur Digitalisierung des Gesundheitswesens soll künftig das elektronische Rezept (E-Rezept) gehören. Das soll fälschungssicher sein und zugleich Zeit sowie Wege ersparen, benennt das Bundesgesundheitsministerium dessen Vorteile. Mehrfach wurde die flächendeckende Einführung bereits verschoben. Ärzte und Apotheker im Kreis, mit denen unsere Zeitung sprach, sind allesamt nicht traurig über die aufgeschobene Veränderung. Die meisten begründeten dies mit einer grundsätzlich fehlenden Nachfrage seitens ihrer Patienten und Kunden. Andere monierten einen höheren Beratungsaufwand vor Ort als auch Technik, die seit Monaten oder Jahren vorgehalten, aber kaum genutzt und bei Einführung wahrscheinlich schon wieder überholt sein werde.

Nur vereinzelt E-Rezepte in den Apotheken

„Rund 75 Prozent unserer Patienten sind über 65 Jahre; ein Teil davon nicht so technikversiert; die Fragen nach so etwas kaum vorhanden“, sagte Arterns HNO-Ärztin Anne Peschka, die mit ihrem Mann und Hausarzt Alexander Peschka in der Salinestadt eine Gemeinschaftspraxis führt und bei denen noch kein E-Rezept ausgestellt werde. Anderen Ärzten aus dem Kreis sprach sie damit aus der Seele.

Die Ärzteschaft aus dem Kyffhäuserkreis verwies außerdem auf weitere Mankos: Das digitale Rezept gibt es ab Sommer theoretisch erst einmal nur für verschreibungspflichtige Medikamente, die Patienten bislang als rosa Papierzettel in die Hand gedrückt bekommen. Daneben gibt es noch viel mehr Rezeptarten – die für Hilfsmittel, Verbandsstoffe, Privatrezepte etc. Kann ein Patient das E-Rezept nicht auf seinem Smartphone empfangen, bekommt dieser von der Praxis einen rosa Zettel ausgedruckt – diesmal mit QR-Code. Eine komplett elektronische Lösung sieht anders aus.

Lieferengpässe bereiten genug Probleme

Seit Jahren ist die Sondershäuser Stadt-Apotheke auf das Annehmen von E-Rezepten vorbereitet, sagte Inhaberin Andrea Westermeyer. „Es gab einmal zwei E-Rezepte; die konnten wir gut bearbeiten; die Technik hat funktioniert. Die Patienten kamen damals aber mit den ausgedruckten Blättern von den Ärzten“, erinnerte sie sich. Nun soll das E-Rezept mit Code im Sommer verbindlich und flächendeckend eingeführt werden. Akteure müssen Technik vorhalten; regelmäßig Updates aufspielen, das Personal schulen. Da die elektronischen Rezepte so gut wie überhaupt nicht im aktuellen Apothekenalltag vorkommen, bleibt eine Routine im Umgang damit aus.

In der Arterner Engel-Apotheke wurden ein bis zwei digitale Medikamentverordnungen bearbeitet. Alle Mitarbeiter „wissen theoretisch, wie es funktionieren soll“, sagte Kristina Fliege, Apotheken-Inhaberin. Eine Einführung – sie ist nach dem geplatzten Start im September 2022 für den Sommer 2023 vorgesehen – hielt Fliege allerdings für unglücklich. „Wir haben mit den Lieferengpässen andere Probleme, die viel Zeit binden“, begründete sie.

Genauso begründete Roland Heller von der Frankenhäuser Steinbrück-Apotheke seine verhaltene Freude über die Einführung des E-Rezeptes. „Rezeptfehler oder nicht lieferbare, aber verordnete Medikamente können wir vor Ort schlechter bis gar nicht klären“, verwies Heller. Denn: Ist das Rezept erst einmal vom Arzt freigegeben, kann es in manchen Fällen nicht nachträglich vor Ort verändert oder korrigiert werden.