Holzthalelen. Die Restaurierung der Böhm-Orgel in der Kirche von Holzthaleben ist nach einem Jahr abgeschlossen worden. Am Sonntag wird sie mit einem Konzert eingeweiht.

Die 1934 von ­Rudolf Böhm erbaute Orgel der St.-Peter-und-Paul-Kirche in Holzthaleben erklingt wieder in voller Pracht, nachdem sie durch die Orgelbau-Firma Karl Brode aus Heiligenstadt generalüberholt wurde.

Dafür waren rund 60.000 Euro aufzubringen. Möglich war dies dank zahlreicher Spenden, Eigenmittel der Kirch­gemeinde, Mittel des Evangelisch-Lutherischen Kirchenkreises Bad Frankenhausen - Sondershausen sowie der Förde-­ rung durch das Thüringer Landesamt für Denkmalpflege und Architektur, die Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen und die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland.

Die Böhm-Orgel mit ihren 23 Registern auf zwei Manualen und Pedal ersetzte die beim Kirchenbrand 1933 zerstörte Vorgängerorgel, die 1879 von Julius Alexander Strobel erbaut worden war. Stilistisch ist sie der ­sogenannten „Orgelbewegung“ zuzuordnen. Damals versuchte man, den als dumpf empfundenen Klang spätromantischer Orgeln durch Bau hell klingender Register aufzuhellen und die Wiedergabe der neu entdeckten Musik der Barockzeit möglich zu machen. Durch die Mischung romantischer und pseudo-barocker Klangfarben entstand ein neuer Instrumententyp. In dieser Hinsicht vergleichbar ist die 1933 erbaute Walcker-Orgel in Großfurra, wobei dort auf neuestem Stand der Technik die Orgel mit elektropneumatischer Traktur gebaut wurde, während die Orgel in Holzthaleben rein pneumatisch gesteuert wird. Das bedeutet, dass keine mechanische Verbindung von der Tas­te zum Ventil unter den Pfeifen besteht, sondern Wind durch dünne Bleirohre fließt und so das Öffnen der Ventile verursacht. Die Funktionsweise der Pneumatik in Holzthaleben war durch starken Holzwurmbefall erheblich beschädigt. Im Spieltisch mussten einige Funktionsteile originalgetreu neu gebaut werden. Die großen Prospektpfeifen – darunter versteht man die Pfeifen, die man von außen sieht – mussten ebenfalls neu angefertigt werden, da die bisherigen Pfeifen aus zu dünnwandigem Material bestanden und unter ihrem Gewicht zusammensackten. Somit konnten sie keinen Ton mehr erzeugen. Auch die Tastaturbeläge der Klaviaturen wurden erneuert, die bisherigen waren durch Wärmestrahler zerstört und wellten sich nach oben.

Die Orgel wurde von der Firma Brode komplett ausgebaut und gereinigt. Schäden am Pfeifenwerk wurden behoben und die Orgel nachintoniert und gestimmt. Selbst ein neues Gebläse war nötig geworden.

Ein Jahr lang dauerte diese Orgel-Restaurierung. Die Orgel selbst zählt zu den ältesten noch erhaltenen Böhm-Orgeln, hatte der Landeskonservator Holger Reinhardt vor einem Jahr berichtet, als die Fördermittel für die Restaurierung aus dem Orgelprogramm der Sparkassen-Kulturstiftung und des Thüringer Landesamts für Denkmalpflege an die Kirchgemeinde übergeben worden waren.

Wie das Instrument nun klingt, können die Besucher beim Einweihungskonzert in Holzthaleben am Sonntag um 17 Uhr hören, wenn Kantor Rüdiger Löwer in die Tasten greift.