Sondershausen. „Jesus Christ Superstar“ eröffnet die diesjährigen Schlossfestspiel und begeistert das Publikum auch in Sondershausen.

Jesus Christ als Superstar. Sie waren nicht beim Auftakt der Schlossfestspiele an diesem Wochenende? Sie haben womöglich etwas verpasst.

Ein Wetter, das das Gefühl des ewigen Sommers beschwor und die Musik eines Musicals aus den tiefsten 70er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts passten ganz wunderbar zusammen auf der Wiese des Lustgartens vor der prächtigen klassizistischen Ansicht des Sondershäuser Schlosses.

Ich war noch nicht geboren. Während sich ein Großteil der Anwesenden gerade im Hippie-Sein versuchte, soweit das unter den damaligen Verhältnissen möglich war – also zwar mit langen Haaren und weiten Kleidern, aber wohl ohne Drogen. Als ein damals wenig bekannter Andrew Lloyd Webber mitten hinein in das „Age of Aquarius“ (Zeitalter des Wassermanns) – in dem angeblich die Umwertung aller Werte stattfindet, die biblische Botschaft pflanzt. Zwar nicht kanonisiert, aber immerhin. Und ein finanzieller Erfolg wird es überdies für ihn.

Zugegeben vom Hippie-Sein war am Freitag nicht mehr viel zu spüren. Wie auch? Fragen Sie sich selbst, ob ihnen die Schlaghose von damals noch passt oder die Folklore-Bluse aus Ungarn noch passen würde. Macht ja nix. Das hinderte keinen daran, sich von der Musik von damals unterhalten zu lassen, von den Soul und Rock-Songs und dem von Henning Ehlert angeführten Rockensembles – leider nicht dem großen Loh-Orchester. Judas, der in Webbers „Rockoper“ zur zweiten Hauptfigur aufsteigt, und vom Mahner und Verräter in Lederjacke und derben Stiefeln für die letzte Shownummer in die weiße Smokingjacke mit Engelsflügeln und Lackschuhe wechselt, wird fast so gefeiert wie der Titelheld. Auch Maria Magdalena verzaubert das Publikum mit gefühligem Blick und der rührigen Ballade „Wie soll ich ihn nur lieben“.

Viel Wert aufs Augenfällige auch bei Kostümwahl und Inszenierung: die Priester in ihren streng geschnittenen Gewändern und starrer Haltung auf der Showtreppe gegenüber der zur fortgeschrittener Stunde im Dunkeln funkelnden und glitzernden Revue-Einlage mit Marvin Scott als König Herodes.

„Jesus Christ Superstar. Do you think you‘re what they say your are?“ Fast schon ein Choral.

Weiter Aufführungen von „Jesus Christ Superstar“am 29. Juni, 3.,4.,6. , 10., 11., 13. 17., 18., 19. Juli jeweils 20 Uhr, am 21. Juli 18 Uhr.

Zusehen sind zudem das Singstück „Die Entführung aus dem Serail“ 28. Juni, 5. , 12. und 20. Juli jeweils 20 Uhr und am 20. Juni, 7. und 14. Juli, 18 Uhr, sowie die Familienoper „Orpheus und Eurydike“ am 6., 7.,13.,14., 20., 21. Juli, 15 Uhr.