Bis kurz nach Ostern schreiben Pfarrer aus dem Kirchenkreis Bad Frankenhausen-Sondershausen in einer Serie kurze Texte zu großen Worten.

„Herr Weber, eine Frage habe ich noch: Was wird mit Ostern? Mit dem Familiengottesdienst, der Wanderung?“ Ich stocke. „Das wird später stattfinden, wenn sich die Lage entspannt“, sage ich. „Also passiert zur Osterzeit nichts?“

Nach diesem Telefonat bleiben die Sätze lange in meinen Gedanken. Ich spüre Furcht. Vertrautes findet nicht statt. Nicht nur in meinen Gemeinden, überall. Wie wird es sein, wenn wir uns das nächste Mal sehen? Wird es so sein wie zuvor? Besser oder schlechter? Gewiss wird es anders sein.

Ich denke an die Frauen, die Jesu Leichnam mit Öl einreiben wollen, so wie es vertrauter Brauch ist. Sie kommen am Ostermorgen an das Felsengrab. Aber Jesus ist fort. Stattdessen bekommen sie gesagt: „Fürchtet euch nicht! Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten? Er ist auferstanden, er ist nicht hier! Siehe da die Stätte, wo sie ihn hinlegten. Geht aber hin und sagt seinen Jüngern und Petrus, dass er vor euch hingeht nach Galiläa; da werdet ihr ihn sehen, wie er euch gesagt hat.“

Jesu Auferstehung durchbricht das, was ich erwarte. Er ist ins Leben auferstanden. Nicht, dass es nicht weh täte oder die Unsicherheit und Sorge einfach verpufft. Denn Sie und ich sind Menschen und wir fühlen, wie wir fühlen. Aber alles, was gerade geschieht, findet für mich vor diesem Hintergrund statt: Fürchtet euch nicht. Er lebt.

Wenn ich in die offene Kirche gehe, um Ruhe zu haben und im Gebet zu sprechen, dann bitte ich ihn, den Auferstandenen: Sei hier und da draußen. Bei den Fröhlichen und den Ängstlichen. Bei denen, die dich suchen und bei denen, die nichts von dir wissen wollen. Nichts kann mich von dir trennen. Kein Virus. Kein Kontaktverbot.

Martin Weber ist Pfarrer im Bereich Allstedt/Wolferstedt.