Pfarrerin Inge Theilemann aus Großenehrich über das Nahsein ohne Umarmung

Es gibt für alles eine Zeit*. Diese Worte stimmen für jeden – jederzeit. Die Worte sind alt, etwa 150 Jahre vor Christi Geburt geschrieben. Also weit über 2000 Jahre alt und noch immer wahr. Auch heute. Sie stehen in der Heiligen Schrift der Christen. In der Bibel.

Ich stutzte beim Lesen der Zeile „Zeit zu umarmen und Zeit, das Umarmen zu meiden“. Ob der Dichter von damals von Corona schon was geahnt hatte?

Wir vermissen Umarmungen, die guttun, nicht aber Umarmungen, die uns ersticken.

Auch ohne Umarmung fühle ich mich manchen Menschen nahe, beim bloßen Denken an sie. Ich bin es gewohnt, die Menschen, die mir nahestehen, nur sehr selten zu sehen, ein bis zwei Mal im Jahr. Trotzdem bin ich mit ihnen verbunden und bin ihnen nahe – und sie mir.

Das Denken aneinander, der Austausch über Telefon und Mails hält die Verbindung zueinander aufrecht.

Ich weiß nicht, ob sie es nachvollziehen können, aber mit manchen Menschen, die ich gerade nicht umarmen kann, fühle ich mich durch das Gebet verbunden. Auch das ist eine Art Umarmung.

Einer hat die Arme über die ganze Welt ausgebreitet. Am Kreuz. Sehen Sie es sich mal genau an. Jesus hat die Arme ausgebreitet. Jesus Christus, der zurückgekehrt ist in den Himmel, kann von dort aus die ganze Welt und alle Menschen umarmen. Und er tut es! Fühlen Sie sich von ihm umarmt. (* Der Prediger Salomo 3, 1-8)