Kyffhäuserkreis. Nach steigenden Unfallzahlen 2019 in den Kyffhäuser-Kurven wurden neue Rüttelstreifen und Schilder aufgestellt. Sie sollen Biker bremsen, die Verkehrsregeln und oft auch die Grenzen der Vernunft überschreiten.

Knallrote Streifen warnen vor der Schüttelkur mit der Motorradraser auf der Kurvenpiste am Kyffhäuser in dieser Saison wieder rechnen müssen. Insgesamt zwölf neue Rüttelstreifen sollen Biker bremsen, die in den vielen Kehren auf der bergigen B 85 zwischen Bad Frankenhausen und Kelbra Verkehrsregeln und oft auch die Grenzen der Vernunft überschreiten – immer wieder auch mit tödlichen Folgen. Schwere Stürze waren im Jahr 2019 wieder häufiger geworden, wie aus dem Unfallbericht der Polizei hervorgeht. Die Unfallkommission, in der Verkehrspolizei, Straßenbauamt Nordthüringen und die Untere Straßenverkehrsbehörde zusammenarbeiten, reagierte sofort und ließ die Rüttelstreifen auf der Straße am Kyffhäuser-Nordhang neu anlegen.

Damit die holprigen Hindernisse nicht zur Tortur werden, sind die Raser gezwungen, vor den Kurven Tempo herauszunehmen. Ob es daran liegt, dass in diesem Jahr bisher deutlich weniger Motorradunfälle als zu Saisonbeginn im Vorjahr gab, sei laut Vanessa Lundershausen, Pressesprecherin bei der Polizeidirektion in Nordhausen, schwer einzuschätzen. Wegen der Einschränkungen durch Corona seien im Frühjahr und Frühsommer 2020 insgesamt weniger Biker zu ihrem Freizeitvergnügen auf zwei Räder unterwegs gewesen.

14 Unfälle mit fünf Schwer- und vier Leichtverletzten

Sechs Unfälle mit Beteiligung von Krafträdern habe die Polizei in diesem Jahr auf der Strecke über den Kyffhäuser aufgenommen. Hierbei seien drei Beteiligte schwer und eine Person leicht verletzt worden. 2019 hatte es hier noch mehr als doppelt so viele Motorradstürze im gleichen Zeitraum gegeben – insgesamt 14 Unfälle mit fünf Schwer- und vier Leichtverletzten.

Auch weitere Warnschilder weisen auf die Sturzgefahr in den Kurven zum Kyffhäuser hin.
Auch weitere Warnschilder weisen auf die Sturzgefahr in den Kurven zum Kyffhäuser hin. © Christoph Vogel

Dass die Rüttelstreifen reichen, die Unfallzahlen auf Dauer zu senken, darauf hofft auch Heinz-Ulrich Thiele, der Sprecher des Landratsamtes. Eine solche Entwicklung halte schließlich auch den Gedanken fern, die Strecke für Motorradfahrer komplett zu sperren. Im Landkreis Sonneberg gibt es solche Bestrebungen für eine bei Bikern beliebte Kurvenstrecke, weil dort immer mehr Unfälle verzeichnet worden waren.

Im Kyffhäuserkreis werde im Moment nicht darüber nachgedacht, die Kyffhäuser-Piste für Biker zu schließen, wie Thiele versichert. „Damit würden wir die Motorradfahrer, die vernünftig fahren – das sind sicherlich mindestens 90 Prozent – dafür bestrafen, dass eine kleine Minderheit von Rasern sich nicht an die Regeln hält.“

Motorradfreunde sind wichtiger Faktor für touristische Entwicklung

Ganz uneigennützig handelt der Landkreis bei dieser Überlegung außerdem nicht. Die Motorradfreunde seien ein wichtiger Faktor für die touristische Entwicklung in der Region. Die interessanten Strecke durch die idyllische Landschaft genieße bei Bikern in ganz Deutschland einen hervorragenden Ruf, erklärt der Kreissprecher weiter. Das zeigen sich im Sommer an jedem Wochenende, wenn Hunderte Motorradfreunde mit ihren Maschinen am Kyffhäuser und in den Orten in der Nähe rasten und dort auch die Gastronomie in Schwung halten. Diese Besucherklientel will die Kreisverwaltung mit einer Sperrung am Kyffhäuser nicht vertreiben.

Trotz allem behalte die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer auf der Strecke über den Kyffhäuser höchste Priorität, versichern Polizei und Kreisverwaltung. Mit häufigen Kontrollen will die Polizei weiterhin versuchen, die unvernünftigen Fahrer im Zaum halten. Über die Unfallkommission, die sich zweimal pro Jahr die Entwicklung an Unfallschwerpunkten anschaut, behalte auch der Landkreis die Biker-Hochburg am Kyffhäuser im Auge.