Legefeld. 245 Menschen mit Behinderungen sind in Weimar und im Kreis ohne Job. Wie berufliche Inklusion funktioniert, zeigt eine kleine Firma in Legefeld.

„Wenn Unternehmen nach Fachkräften suchen, sollten sie auch an Menschen mit Einschränkungen denken“ betont die Chefin der Arbeitsagentur Erfurt, Beatrice Ströhl. Den Firmen biete sich die Chance, qualifizierte Mitarbeiter zu finden. „Gleichzeitig normalisiert sich unser aller Zusammenleben, je mehr Beschäftigten mit Einschränkungen wir im Arbeitsalltag begegnen“, so Ströhl. 1092 Menschen mit Behinderungen sind aktuell in Mittelthüringen arbeitslos gemeldet, davon 113 Weimar: und 132 im Weimarer Land.

Im Gewerbegebiet Legefeld ist der Sitz der Drinks Union Deutschland. Von hier aus verkaufen zwölf Mitarbeiter tschechisches Bier an alle Handelsketten in Deutschland. Seit 22 Jahren sind die Männer und Frauen um Geschäftsführerin Heike Winter auf einem umkämpften Markt tätig. Die Stimmung im Büro ist familiär. „In unserem Team gibt es vier Kollegen, die das Leben schwer getroffen hat. Entweder leiden sie unter einer starken Behinderung oder an den Folgen einer schlimmen Erkrankung. Wir haben ihnen eine berufliche Chance gegeben. Sie sind aufgeblüht, denn hier merken sie, dass sie gebraucht werden“, sagt Heike Winter.

Einer von ihnen ist der 40-jährige André Seidel. Seit fünf Jahren ist der gelernte Bürokaufmann im Unternehmen und kümmert sich um Rechnungen, den Zoll, Werbung sowie die IT-Technik. Den Einstieg hat die Arbeitsagentur im Rahmen eines Praktikums vermittelt. „Schon nach kurzer Zeit habe ich seine Begabung für Technik entdeckt. André ist auch viel selbstbewusster geworden, seitdem er hier arbeitet“, freut sich die Geschäftsführerin.

Nur ein höhenverstellbarer Tisch und ein spezieller Bürostuhl lassen erahnen, dass André Seidel ein starkes Rückenleiden hat. Im Büro gegenüber sitzt Kathrin Bergter. Die junge Frau ist stark sehbehindert. Sie kümmert sich seit 2017 um die Buchhaltung. Um diesen Job zu machen, hat sie verschiedene Hilfsmittel erprobt. Am besten kam sie mit dem Bildschirmlesegerät zurecht. Bezahlt hat das Integrationsamt.

„Wir brauchten qualifizierte Mitarbeiter, da spielte die Behinderung keine Rolle. Natürlich muss man sich auf die Menschen und ihre Bedürfnisse einlassen. Und zu Beginn dauern die Abläufe auch erstmal länger, doch wir haben sehr gute Mitarbeiter gefunden“, sagt Heike Winter.