Blankenhain. Studenten für Stadt- und Raumplanung der Fachhochschule Erfurt stellen im Schloss das Projekt „Stadtentwicklungskonzept“ vor

Zuhause sein in Blankenhain – das klingt wohlwollend und herzlich und war zugleich die alles überspannende Botschaft eines Studienprojektes. Das stellten Studenten der Fachhochschule Erfurt nun im Schloss der Lindenstadt unter anderem den Ortsteilbürgermeistern und Stadträten Blankenhains vor.

Die rund 70 Studenten der Stadt- und Raumplanung beschäftigten sich ein Semester lang mit der Stadt und ihren 23 Ortsteilen. Das Ziel: Entwürfe und Vorschläge für die Fortschreibung des Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes, kurz INSEK, zu erarbeiten. Aufgeteilt in Themenschwerpunkte, wurden dabei unter anderem Mobilität, Medizin- und Gesundheitswesen, Jugend, Natur sowie Digitalisierung und Marketing beleuchtet. Auf Basis einzelner Bestandsanalysen entwickelten die Studenten unter der Leitung von Kerstin Senkel, Gabriel Schlemme und Torsten Wißmann eine praxisnahe Konzeption mit kreativen Lösungsansätzen und Projektideen.

Dabei trat auch, ohne dass es die Studenten wussten, die ein oder andere Idee hervor, die es in Blankenhain und seinen Ortsteilen bereits gab. Ein rollender Einkaufsladen zur Versorgung auf den Dörfern zum Beispiel, den der Lengefelder Udo Seidler einige Jahre nach der Wende betrieb. Aber auch die zu DDR-Zeiten bekannte Gemeindeschwester fand sich als Landarzt, der jeden Tag in einem anderen Ortsteil zum Beispiel im „Multiplen Haus“ für seine Patienten bereitstehen könnte, in einem Themenschwerpunkt wieder. Multiple Häuser sind Gebäude, deren Nutzung täglich wechselt – montags kommt ein Arzt, dienstags die Bank, mittwochs der Friseur. Eine Nutzung am Wochenende könnte durch Tanz, Chor oder Internetkurse die Attraktivität des Lebens auf dem Dorf steigern. Auf Interesse bei einigen Zuhörern stieß auch die Ergänzung der Linien des Öffentlichen Personennahverkehrs durch ein bedarfsgesteuertes Kleinbussystem. Ähnlich wie bei einem Taxi meldet ein Einwohner Bedarf an, und der Bus sammelt so, auf einer dynamischen Route, seine Fahrgäste ein und bringt sie in die Stadt. Zusammenfinden könnten alle Ideen in einer Blankenhain-App.

In Zeiten der schwierigen Finanzlage der Lindenstadt stand unweigerlich im abschließenden Dialog mit den Gästen die Finanzierungsfrage im Raum. Denkanstöße konnten die Studenten auch hier geben, denn für jedes Projekt suchten sie Quellen, die eventuell infrage kommen könnten. Blankenhains Bürgermeister Jens Kramer war beeindruckt vom Ergebnis des Projektes: „Es ist immer gut, wenn jemand von außen einen Blick auf die Stadt und ihre Ortsteile wirft. Die Ideen sind interessant, und vielleicht findet die eine oder andere, womöglich auch in abgewandelter Form, den Weg in die Realität.“