Weimar. Bernhard Ludwig Suphan (1845-1911), verdienstvoller Direktor des Goethe-Schiller-Archivs von 1887 bis 1910, wurde vor 175 geboren.

Bernhard Ludwig Suphan erlangte als Literaturwissenschaftler und Philologe größere Bekanntheit und entwickelte das Goethe-Schiller-Archiv in Weimar als Direktor zu einem führenden deutschen Literaturarchiv, einer „international bekannten Forschungsstätte und einem Standort wissenschaftlicher Texteditionen“ von Weltruf. Er erreichte damit eine bis heute nachwirkende Bedeutung.

Besondere Verdienste erwarb Suphan mit seiner historisch-kritischen Herder-Ausgabe, die 33 Bände umfasst und auch in der Gegenwart noch unübertroffen ist. Er erschloss die zuvor noch weitgehend „unbekannte Zusammenarbeit Goethes mit Herder“ und offenbarte, dass die frühen Gedichte Goethes unter dem „intensiven Einfluss Herders“ entstanden waren.

Bernhard Ludwig Suphan wurde am 18. Januar 1845 in Nordhausen geboren. Er entwickelte früh weiterführende geistige Interessen. Nach dem Abitur studierte er in Halle und Berlin klassische sowie deutsche Philologie. Anschließend arbeitete er in Berlin und Halle als Gymnasiallehrer. Zusätzlich zu seiner Lehrtätigkeit war er wissenschaftlich tätig.

Ab 1877 betrieb er die aufsehenerregende Herder-Ausgabe. Damit erlangte er in der Fachwelt erste Bekanntheit. Das trug ihm 1887 außer der Erhebung zum Professor in der Nachfolge von Erich Schmidt die Berufung als Direktor des Goethe-Schiller-Archives nach Weimar ein. Suphan setzte in der Klassikerstadt die editorische Arbeit an Herders „Sämtlichen Werken“ fort, die erst bei seinem Tod abgeschlossen war. Sie kann als sein Lebenswerk gelten.

Suphan war es, der 1887 die Umbenennung des Archivs in „Goethe-Schiller-Archiv“ initiierte, die Nachlässe bedeutender anderer Schriftsteller erwarb und auch großen Anteil hatte an der Weimarer Goethe-Edition. Der unter ihm betriebene Nachlass-Zuwachs reichte von Karl Immermann über Friedrich Hebbel bis zu Eduard Mörike. Parallel verfasste er im Ergebnis eigener Forschungsarbeiten auch immer wieder Schriften zur Literaturgeschichte. Außerdem gab er ein Lesebuch für höhere Lehranstalten und den Briefwechsel Goethes mit seiner Mutter heraus. Neben seiner Leitungs- und editorischen Arbeit wirkte Suphan auch als Vorstandsmitglied der Goethe-Gesellschaft und der Shakespeare-Gesellschaft. Bei Einweihung des neuen Archivgebäudes wurde er in Anerkennung seines Wirkens in Weimar zum Geheimen Hofrat erhoben.

Suphan hatte seine Wohnung in der Altenburg. Doch sein intensives geistiges Engagement forderte Tribut. Für 1910 wird ihm eine physische und psychische Arbeitserschöpfung nachgesagt. Am 18. Oktober 1910 ersuchte er beim Großherzog um seine „Dienstentlassung“. Als persönliche Schicksalsschläge das Maß zum Überlaufen brachten, schied er am 9. Februar 1911 aus dem Leben. Seine letzte Ruhe fand Bernhard Suphan auf dem Weimarer Hauptfriedhof.