Krautheim.

Um seine für dieses Jahr geplanten Investitionen zu verwirklichen, muss der Abwasserzweckverband Nordkreis Weimar tiefer in die Tasche greifen. Die Firmenangebote, die den Verband nun auf die Ausschreibungen hin erreichten, liegen merklich über den im Haushalt veranschlagten Positionen. Statt 3,6 Millionen Euro hat der Entsorger 2020 voraussichtlich knapp 4 Millionen Euro für seine Bauvorhaben zu zahlen.

Davon, dass er die Mehrkosten in einem Nachtragshaushalt ausgleichen kann, geht der Geschäftsleiter des Abwasserzweckverbandes, Georg Scheide, aus. Noch nicht verbindlich sei es allerdings, ob die Thüringer Aufbaubank, über die die Investitionen des Entsorgers mit 50 Prozent bezuschusst werden, den Förderanteil auch für die Mehrkosten gewährt.

Gebaut werden solle aber so oder so – und das bereits ab März. Der Schwerpunkt der Arbeiten konzentriert sich auf Krautheim. Die Krautheimer klären ihr Abwasser bisher ausschließlich in Hausgruben, die meisten stammen aus DDR-Zeiten und reinigen das Wasser nur mechanisch, nicht biologisch. Nun soll der Ort eine neue zentrale Kläranlage erhalten. Da es in Krautheim schwierig sei, aufgrund des Kalkstein-Untergrundes tiefer als eineinhalb Meter zu schachten, ist hier mit einem herkömmlichen Kanal, der der Schmutzfracht durch sein Gefälle Vortrieb leistet, kaum etwa auszurichten. Im Dorf wird deshalb erstmals im Verbandsgebiet jene Vakuum-Entwässerung zum Einsatz kommen, die ursprünglich mit Hilfe der Internationalen Bauausstellung (IBA) Thüringen in Rohrbach entstehen sollte. Über ein zentrales Pumpwerk wird dabei im örtlichen Entsorgungsnetz Unterdruck erzeugt. Wasser sowie Fäkalien werden ähnlich einer Flugzeugtoilette von den Hausgrundstücken zur Kläranlage gesaugt. Diese soll für 900 Nutzer ausgelegt werden. Bis zum Ende dieses Jahres, so der Plan, werden die Krautheimer Grundstücke angeschlossen sein, 2021 dann auch die Schwerstedter.

Nicht nur die Krautheimern und Schwerstedter ziehen Nutzen aus dem Projekt. Auch die Wasserqualität im benachbarten Großbrembacher Speicher soll sich dadurch verbessern. Noch leiten die Krautheimer ihr mechanisch und mithin unzureichend geklärtes Wasser in die Lache. Diese fließt in die Scherkonde und die wiederum in den Speicher. Auf diese Weise gelangt auch eine vergleichsweise hohe Konzentration an Phosphaten in den Stausee, die ihn überdüngen und den Sauerstoffanteil im Wasser mindern. In heißen trockenen Sommern sei es deshalb an der Tagesordnung, dass der Stausee biologisch umkippe. Krautheims neue Kläranlage, die wirksamer Phosphate beseitigen kann, soll diesen Zustand nennenswert ändern.

Auch das Abwasser des Scherkonde-Anrainers Wohlsborn soll im Laufe dieses Jahres zentral geklärt werden können. Der alte Ortskern wird an die bereits bestehende Freispiegelleitung zur Kläranlage Leutenthal angebunden. Um das Abwasser bis zur Gefälleleitung zu bekommen, wendet der Zweckverband genau das umgekehrte technische Prinzip im Vergleich zu Krautheim an. Statt Vakuum kommt in Wohlsborn Druck zum Einsatz. Vor jedem Haus wird hierfür ein Druckschacht samt kleiner Pumpe gebaut, die die Fracht in die zentrale Leitung schiebt. Mit dem Anschluss von Wohlsborn wird auch die Kläranlage in Leutenthal komplett ausgelastet sein.