Weimar. Ein Coronavirus-Verdachtsfall an einer Grundschule verunsichert das Weimarer Land. In Weimar wird eine Hotline für Verdachtsfälle oder verunsicherte Bürger eingerichtet.

Schneller als noch zu Wochenbeginn vermutet, hat die Stadt Weimar vorbeugende Maßnahmen gegen Erkrankungen durch das Corona-Virus und deren Ausbreitung eingeleitet. Bereits am Mittwoch wurde durch den Oberbürgermeister erstmals der Stab für außergewöhnliche Ereignisse einberufen, um über vorbeugende Maßnahmen zu beraten und diese vorzubereiten.

„Wir haben uns aufgrund der steigenden Zahl von Verdachtsfällen in Deutschland, aber auch aufgrund der Vielzahl von internationalen Gästen und Studierenden in der Stadt Weimar dazu entschieden“, unterstrich Oberbürgermeister Peter Kleine. Den Bürgern steht ab Freitag, 28. Februar, 12 Uhr, eine Hotline zur Verfügung. Sie ist für Fragen rund um das Coronavirus, für den eigenen Verdacht auf eine Ansteckung oder auch für unsichere Bürger gedacht.

Die Hotline (03643 / 762 555) ist montags bis freitags von 7 bis 20 Uhr, samstags und sonntags von 9 bis 15 Uhr erreichbar. Außerhalb der genannten Zeiten wird in dringlichen, behandlungsbedürftigen Fällen empfohlen, sich telefonisch an den Notdienst der Kassenärztlichen Vereinigung zu wenden.

Zusätzlich hat Weimars Stadtverwaltung hat eine Untersuchungseinrichtung aufgebaut, in der Tests auf das Coronavirus zentral durchgeführt werden können. Mit der Untersuchungseinrichtung will das Gesundheitsamt vermeiden, dass möglicherweise infizierte oder auch nur verunsicherte Bürger in großer Zahl die Hausarztpraxen lahmlegen. In jedem Fall gilt: Bei Verdacht oder Unsicherheit soll die erste Nachfrage telefonisch erfolgen: beim Hausarzt oder über die Hotline. Auch Termine für die Tests (Speichelabstriche) werden ausschließlich über die Hotline (762 555) vergeben. Zur Bündelung der ärztlichen Ressourcen im Gesundheitsamt wurden vorübergehend die Schuleingangsuntersuchungen sowie die zahnärztlichen Untersuchungen für Kinder ausgesetzt.

Ein Nadelöhr in der Diagnosekette bleibt die Laboruntersuchung. An der Grundschule Kromsdorf wurde ein Schüler unter häusliche Quarantäne gestellt. Er wies Grippesymptome auf und war zudem mit seiner Familie in einem Hotel auf den Kanarischen Inseln, in dessen Nachbarschaft Corona-Erkrankungen nachgewiesen wurden. Für Donnerstagnachmittag wurde das Laborergebnis avisiert.

Allein es kam bis zum Abend nicht. Schließlich wurde die Mutter auf Freitag vertröstet – und mit ihr praktisch ganz Kromsdorf. Denn die Schule hatte pflichtgemäß die Eltern über den Verdachtsfall informiert. Das machte im Dorf im Nu die Runde. Die Schulleitung stellte es den Eltern der 56 Schüler frei, ihre Kinder bis zum Vorliegen des Untersuchungsergebnisses in die Schule zu schicken oder nicht. In der Konsequenz blieb mehr als die Hälfte aller Schüler am Donnerstag zuhause.

Derweil berät das Landratsamt über hygienische Vorsorgemaßnahmen für die 40 Schulen im Kreis, in denen etwa 7800 Schüler unterrichtet werden. Für die nächsten zwei Wochen sind ausreichend Desinfektionsmittel vorhanden. Ob die Beschaffung zusätzlicher Hygienetücher und Desinfektionsmittel gelingt, bleibt angesichts der starken Nachfrage offen. Der Bestand soll so erhöht werden, dass er zunächst bis zu den Osterferien reicht. Die Schulen sollen gemäß ihrer Größe verfügbare Kontingente jetzt schon erhalten.

Die Grundschule Kromsdorf sowie die Turnhalle wurden am Mittwoch ausgiebig desinfiziert. Der Schulteil Oßmannstedt war Donnerstag an der Reihe.

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