Weimar. Beim Jahresempfang der Freunde des Stadtmuseums wurden Christa Graeve, Rolf Mäurer und Renate Ragwitz gebührend aus dem Vorstand verabschiedet

In gewohnt ungezwungener Atmosphäre trafen sich die Freunde und Förderer des Stadtmuseums am Mittwoch zum traditionellen Jahresempfang im Bertuchhaus. Christian Hecht, der Vorsitzende des mittlerweile 271 Mitglieder zählenden Geschichtsvereins, dankte den vielen Mitstreitern, die mit ihrer ehrenamtlichen Arbeit zu einer unentbehrlichen Stütze des Museums geworden sind. Ganz besonders würdigte er Christa Graeve, Rolf Mäurer und Renate Ragwitz, die nach jahrelanger Vorstandsarbeit aus Altersgründen von ihren Ämtern zurücktraten und mit der letzten Wahlversammlung ihre Plätze am Vorstandstisch freigemacht haben. Ulrike Müller-Harang, bis zum Ruhestand bei der Klassik-Stiftung tätig, übernimmt fortan die Organisation und Moderation der Mittwochsvorträge; als Schriftführerin konnte Claudia von der Heyde gewonnen werden. Weiter im Vorstand tätig sind Ingeborg Kieser, Dagmar Luther, Gabriele Möller und Axel Stefek.

Eine Überraschung bot die druckfrisch vorliegende Publikation des Vereins. Denn sie erscheint erstmals seit 1967 – so lange gibt es die Vereinsmitteilungen schon – unter einem neuen Titel. Aus dem Heft „Für Freunde“, so der bisherige Name, wurden mit der diesjährigen Ausgabe „Beiträge zur Weimarer Geschichte“. Mit 114 Seiten umfangreicher als alle bisherigen Ausgaben, werden in der „Jahresschrift der Freunde des Stadtmuseums“ (so der Untertitel) nunmehr historische Beiträge zur Stadtgeschichte in den Vordergrund gestellt. Es handelt sich um sorgfältig recherchierte Untersuchungen, die einerseits wissenschaftlich fundiert, dennoch aber auch für Laien verständlich formuliert sind. Axel Stefek, der im Vorstand seit Jahren auch die Veranstaltungsreihe stadtgeschichtlicher Führungen organisiert, zeichnet für die Auswahl der Beiträge und die Redaktion des Heftes verantwortlich.

Dass dabei auch die politische Geschichte des 20. Jahrhunderts beleuchtet wird, zeigt gleich der erste Aufsatz: Julia Landau von der Gedenkstätte Buchenwald berichtet von geheimen Nachrichten aus der Isolation, die Häftlinge des 1945 bis 1950 existierenden sowjetischen Speziallagers nach draußen schmuggelten. Mit Volker Wahl konnte ein renommierter Historiker für einen Beitrag gewonnen werden, in dem erschöpfend die Frage beantwortet wird, wo die berühmten Bauhausmeister eigentlich wohnten.

Das Titelbild der Publikation ziert ein Gemälde, das die Kunsthistorikerin Natalie Gutgesell entdeckt hat und das von Harry Graf Kessler in Weimar ausgestellt wurde. Die Malerin Dora Hitz wurde dafür 1906 hoch geehrt. Ihre Forschungen zu einem verschwundenen Altstadthaus, in dem es jahrhundertelang gespukt haben soll, stellt Beate Hölscher vor. Stefek fasst seine Recherchen zu Karl Schwier, dem Fotografen und Organisator der deutschen Fotoatelierinhaber des 19. Jahrhunderts, zusammen. Neben vielen weiteren Informationen findet sich in dem Heft schließlich ein „historischer Stadtkalender“: eine umfangreiche Aufstellung mit Notizen zu Persönlichkeiten, die hier lebten, einen runden Geburts- oder Todestag haben, aber oft zu Unrecht in Vergessenheit geraten sind. Ausführliche Informationen zu den acht Sonderausstellungen im Bertuchhaus und in der Kunsthalle, zehn Vorträgen und zehn Führungen runden die reich illustrierte Publikation ab, die auch für Nicht-Mitglieder zukünftig vor den Mittwochsvorträgen im Bertuchhaus – der nächste findet am 18. März statt – erhältlich sein wird.

Der Jahresempfang wurde übrigens bereichert von dem Auftritt eines Postboten der Goethezeit – Henning Hacke erntete dafür viel Beifall. Geschichte darf gern auch mal in humorvoller Form rüberkommen, soll anregend und durchaus unterhaltsam sein. Das war die versteckte Botschaft, die mit dem kleinen Kulturbeitrag des Abends vermittelt wurde.