Weimar. In Weimar haben zwei Menschenrechtlerinnen aus Afrika die erste Auszeichnung ihres Lebens erhalten. Unsere Zeitung sprach mit ihnen.

Um fortzusetzen, wofür sie in Weimar mit dem Menschenrechtspreis ausgezeichnet wurden, sind die Preisträgerinnen wieder zu Hause. Die Vorzeichen sind sehr unterschiedlich: Laila Fakhouri aus Westsahara reiste nach Marokko, wo sich junge Leute aus ihrem Volksstamm der Sahauris im Hungerstreik befinden. Vor dem Flug nach Deutschland – über Bern – war sie selbst in Rabat, berichtete die junge Frau. Den Protestierenden wurde in Marokkos Hauptstadt das Einschreiben an einer Uni verwehrt. Sie protestierten zwei Monate, sollten dann gegen Geldzahlungen aufgenommen werden – und traten in den Hungerstreik.

Laila Fakhouri übernahm auch privat früh Verantwortung

Die Studentin (24) ist mit der Unterdrückung und Diskriminierung ihres Volkes aufgewachsen, das seit Jahrzehnten auf ein Referendum über seine Selbstständigkeit wartet. Nach dem frühen Tod des Vaters zog die Mutter Laila Fakhouri und ihre größere Schwester alleine auf. Laila fühlte sich verantwortlich für sie, war eher der Junge und Vater, sagte die zart gebaute Aktivistin lachend. Sie wurde die erste weibliche sahaurische Aktivistin und fing als erste Sahauri ein Studium in Agadir an. „Jetzt ist es für die anderen ein Wettbewerb, so zu sein wie ich.“

Vom Weimarer Preis hat sie bei einem Freund in der Wüste erfahren

Im Einsatz für die Rechte ihres Volkes hat sie gefühlt schon vor dem Weimarer Preis – der ihr erster war – doppelt so viel wie möglich ehrenamtlich als Vermittlerin, Übersetzerin und Botschafterin gearbeitet. Vom Preis erfahren hat sie in der Wüste bei einem Freund, mit dem sie seine Entlassung nach fünf Jahren Haft gefeiert hat – und doppelt feiren konnte. Der Preis sei eine Ehre, aber sie fühle sich jetzt noch mehr verantwortlich und erhalte noch mehr Anrufe von Opfern. Und sie fürchte gezielte Rache an ihren Freunden und ihrer Familie.

Nachbarn und ihre Großmutter beeinflussten Weg von Ishan Faghiri

Ishan Fagiri kehrte nach der Preisverleihung, zu der ihr Mann aus Großbritannien gekommen war, mit ihm in den Sudan zurück. Dort war sie Anfang des Jahres noch inhaftiert, ehe der Machthaber Umar al-Baschir nach 30 Jahren gestürzt wurde und ein Demokratisierungsprozess begann. Durch hochrangige Politiker, die der Hauptstadt Karthoum in ihrer Nachbarschaft leben, wurde die heute 65-jährige emeritierte Medizinprofessorin zu der Vorkämpferin für Frauenrechte im Sudan. Beigetragen habe auch ihre Großmutter, die als Hebamme wusste, was Mädchen bevorsteht, die als Elfjährige verheiratet und früh Mütter werden. Ihr Leben sei eine Mission, sich für die Gesellschaft und die Frauen einzusetzen.

Frauenrechtlerin beobachtet Demokratisierungsprozess sehr aufmerksam

Ishan Fagiri, Mutter zweier erwachsener Söhne, hatte Glück, durfte über die Frauen-Union im Sudan Schulen besuchen und in Prag Medizin studieren. Für die dort erlebte Solidarität sei sie bis heute dankbar.

Der Preis – auch für Ihsan Fagiri der erste – bedeute ihr viel und stelle eine große Unterstützung dar. Für ihr Land sei sie sehr optimistisch. „Und wenn etwas mit der Demokratisierung falsch läuft, sind wir wieder da um zu kämpfen.“

Was beide Frauen bei allen Unterscheiden am meisten eint: Sie setzen sich friedlich für ihre Ziele ein.