Weimar. Im Zuge der Sanierung des Sudentenwohnheims wird das Mittelstück mit Fahrstühlen und Treppen abgerissen und neu aufgebaut

„Originaler als je zuvor wird der Lange Jakob nach der Sanierung aussehen.“ Davon ist Ulrich Junk, Architekt auf der Großbaustelle des Studierendenwerkes Thüringen in der Innenstadt, überzeugt. Erst 50 Jahre nach dem Baubeginn 1970 werde das Studentenwohnheim mit der geplanten Wiedereröffnung zum Wintersemester 2020/2011 so aussehen, wie es die perfekten Pläne der Architektin Anita Bach vorgesehen hatten. Sie wurden wegen Zeit- und Materialmangels mit immensen Baumängeln oder gar nicht umgesetzt. Anhand eines Modell-Fotos holen Ulrich Junk und sein Team das jetzt nach.

Alle statischen Probleme sind mittlerweile vor allem mit vielen Stahlträgern behoben, berichteten er und Studierendenwerks-Geschäftsführer Ralf Schmidt-Röh gestern nach gut einjähriger Bauzeit. Dabei mussten die Bauleute sehr behutsam vorgehen. Weil etwa die Spannbetondecken an ihrer Belastungsgrenze angelangt waren, mussten die zusätzlichen Türöffnungen in den künftigen Wohngemeinschaften an den Giebelseiten schrittweise nach einem von Planern ausgeklügelten System herausgesägt werden. Immer mehr trat zutage, dass am Langen Jakob wahllos Material verbaut wurde, das anderswo übrig geblieben war. Brandschutz und fehlende Ringanker zählten ebenso zu den Problemen wie der stark bröckelnde Putz an der Fassade, der zum Glück nie Passanten getroffen hat.

Die Fassade ist es auch, die sich an drei Seiten bereits komplett neu zeigt. Natürlich jetzt mit Wärmedämmung und sanierten Waben an den Giebelseiten. Unvollendet ist noch das Mittelstück mit Fahrstühlen und Treppenhaus. Es wird komplett abgerissen und neu aufgebaut. Nur so können Brandschutzauflagen erfüllt und alle Etagen barrierefrei erreicht werden. Alle drei Bereiche sind übrigens statisch eigenständig, was die Arbeiten am Mittelturm erleichtert und Weimar auf Zeit eine Stadt mit „Twin Towers“ werden lässt. Bis ins Frühjahr soll der Zwischenbau mit transparenter Vollverglasung und entsprechendem Durchblick stehen. Material für den Innenausbau wird zuvor auf den jeweiligen Etagen gelagert oder per Bauaufzug hoch transportiert.

Mit der Sanierung wird das Wohnen großzügiger, was ebenso den Vorstellungen von Anita Bach entsprach. Von bis zu 1000 Plätzen bleiben 349, meist Einzelappartements. Auf der Fläche der künftigen WGs etwa leben nur noch 6 Studenten, zuvor waren es 16 und zu DDR-Zeiten 48.

Dass viele damals nach dem Besuch des Studentenclubs an Kopfschmerzen litten, lag übrigens nicht nur am übermäßigen Ehringsdorfer-Konsum. Vielmehr waren die Räume stark mit Schadstoffen belastet.