Buttelstedt. „Die 12 Zylinder“ aus den Kirchspielen Buttelstedt und Neumark haben ihren Premieren-Auftritt hinter sich, suchen noch Mitstreiter – und natürlich Hüte

„Jugendliebe“ und das Rennsteiglied: Mit geradezu klassisch thüringischem Liedgut bestritten „Die 12 Zylinder“, der neue Männerchor der Kirchspiele Buttelstedt und Neumark, ihren ersten Auftritt. Schauplatz war die Hochzeit von Corinna und Mario Thiel in Neumark.

Die Idee, eine Männergruppe zum Singen zu bewegen, hatte der für die beiden Kirchspiele zuständige Pfarrer Hendrik Mattenklodt schon länger. Gesungen wurde unter anderem auf dem Kinder-Pilgerweg im vorigen Jahr oder bei diversen Festen in den Dörfern. Ein musikalischer Abend Anfang Mai in Vippachedelhausen setzte ein Zeichen, und wenig später gab der Pfarrer die Gründung des Chores bekannt. Der Name hat eine dreifache Bedeutung: Die beiden Kirchspiele im Nordkreis sind auch als „12-Kirchen-Land“ bekannt, Zylinderhüte sollen nach dem Willen der Sänger ihr Markenzeichen werden – und dass Männer auf Motoren und damit auch auf Zwölfzylinder abfahren, ist ein Klischee, in dem aber auch eine Menge Wahrheit steckt.

Dass der Name funktioniert, zeigt das Beispiel von Bernd Harnisch: Der 71-jährige Weimarer ist gelernter Kfz-Schlosser, arbeitete zu DDR-Zeiten in der Saporoshez-Werkstatt in der Jenaer Straße, später als Lkw-Fahrer für eine Spedition. Als er in unserer Zeitung die Nachricht von der Gründung des Chores las und erfuhr, dass dieser noch Zylinderhüte gebrauchen könnte, war er sofort begeistert. Er rief Pfarrer Matten­klodt an und bot ihm zwei alte Zylinder aus dem Familienerbe an – einer davon stammt aus den 20er-Jahren und gehörte dem Großvater seiner Frau Doris, „woher der andere kommt, kann ich nicht mehr sagen“, so Harnisch. Beides waren Chapeau-Claque-Modelle, also Klappzylinder, und so gut wie unbenutzt. Zum Dank bekamen die Harnischs eine Einladung zum Premieren-Auftritt einen Tag später. Dem Chor beitreten will der Weimarer aber nicht: „Dazu reicht meine Stimme nicht.“