Weimar. Gerd Cremer sucht Verwandte der Frauen, bei denen seine Mutter Anfang der 1930er-Jahre Hausmädchen war. Familienbesitz soll hierher zurückkehren

Gibt es noch Nachfahren von Hedwig Bendemann und Elsa Krüger in Weimar oder der näheren Umgebung? Diese Frage treibt Gerd Cremer aus Bückeburg um. Und er hofft, dass sie mithilfe von Lesern unserer Zeitung mit „Ja“ beantwortet werden kann.

Gerd Cremers Mutter, geboren 1912 als Martha Käselau und 1971 verstorben, stand Anfang der 1930er-Jahre – wie es zur Ausbildung junger Frauen gehörte – als Hausmädchen in Diensten von Hedwig Bendemann und Elsa Krüger. Recherchen unserer Zeitung zufolge lebten sie in der Südstraße 19 (heute Wilhelm-Külz-Straße).

Ein Stück aus der umfangreichen Geschirr-Sammlung, die Elsa Krüger ganz oder in weiten Teilen selbst mit der Hand bemalt hat.
Ein Stück aus der umfangreichen Geschirr-Sammlung, die Elsa Krüger ganz oder in weiten Teilen selbst mit der Hand bemalt hat. © Gerd Cremer

Geschenktes Geschirr der Dienstherrinnen soll nach Weimar zurückkehren

Ganz offensichtlich war es ein harmonisches Miteinander. Denn später trat auch Marthas jüngere Schwester Berta Käselau dort eine Stelle als Hausmädchen an. Und beide wurden zum Abschied aus Weimar von ihren Dienstherrinnen mit einem von Elsa Krüger handbemalten Kaffeegeschirr bedacht, das gut und gerne ausreichen würde, um 20 Gäste zu bewirten, berichtete Gerd Cremer. Weil bei den Enkeln kein Interesse besteht und er selbst in einem Alter sei, „wo ich mir Gedanken machen muss, was mit meinen irdischen Gütern einmal geschehen soll“, kam ihm ein Gedanke: Das Geschirr sollte an seinen Ursprungsort in die Familie der beiden Gönnerinnen zurückkehren.

Bei früheren Recherchen im Internet glaubte der Bückeburger, Spuren von Nachfahren in der Umgebung von Weimar entdeckt zu haben, allerdings nicht mehr mit dem Nachnamen Bendemann. Auch dass sie bis dato als gastliche Menschen bekannt waren – wie seinerzeit die Weimarer Damen. Diese Spuren seien nicht mehr zu finden, bedauert Gerd Cremer.

Jedes Stück aus dem Service – ob Kuchenteller, Teetasse oder Kanne – ist individuell bemalt. Etliche Teile des Geschirrs sind außer mit den Initialen von Elsa Krüger mit Jahreszahlen gekennzeichnet. Bei anderen wiederum fehlt jede Kennzeichnung, so Gerd Cremer.

Widmung im Buch
Widmung im Buch "Nils Holgerson": „Weimar, Weihnachten 1931, Martha Kaeselau zu ihrer eigenen und ihrer dereinstigen Kinder Freude, von ihrer alten Hedwig Bendemann und Elsa Krüger.“ © Gerd Cremer

Elsa Krüger kam erst nach Hedwig Bendemann in die Weimarer Südstraße

Recherchen unserer Zeitung haben ergeben: Im Adressbuch aus dem Jahr 1900 findet sich noch kein Eintrag der Frauen an der Adresse. Wohl aber im Einwohnerverzeichnis von 1910, wo die Witwe Hedwig Bendemann in der Südstraße 19 erwähnt ist. An anderer Stelle findet sich der Hinweis, dass sie zuvor mit dem Major Gottfried Bendemann verheiratet gewesen sei. Im Adressbuch von 1920 dann taucht auch der Name von Elsa Krüger auf, die gleichfalls Witwe war. Gleichlautend ist der Eintrag von 1931 und in den folgenden Jahren. Im Adressbuch von 1949 allerdings fehlt der Namen von Hedwig Bendemann an der Anschrift Wilhelm-Külz-Straße 19. Als typische Erscheinung der Nachkriegsjahre finden sich hingegen die Namen von etlichen anderen Mitbewohnern. Die Auflistung ist allerdings nicht eindeutig: „Nicolas, Robert, Schneider / Wendelmuth, Liska, Wirtsch. / Krüger, Ella (wobei es sich um Elsa handeln dürfte, Anmerkung der Redaktion) / v. Eggers, Helene Wirtschaft. / Niespon, Ida / Trautvetter, Anita, Anlegerin“.

Eine sichere Spur führt zur bekannten Enkelin Effi Biedrzynski nach Stuttgart

Eine sichere Spur von Hedwig Bendemanns Nachfahren führt nach Stuttgart. Dorthin zog nach den 1950er-Jahren ihre Enkelin, die bekannte Lektorin, Goethe-Forscherin und Publizistin Effi Biedrzynski, die dort 2004 im Alter von 94 Jahren verstorben ist. Sie heiratete, was nicht nach einer zufälligen namentlichen Übereinstimmung klingt, 1934 den Berliner Privatgelehrten und Philosophen Doktor Oswald Bendemann. Überliefert ist, dass Effi Biedrzynskis Großmutter in der Weimarer Südstraße lebte. Bekanntheit erlangte die Enkelin, die als Grande Dame der Goethe-Forschung galt, auch dadurch, dass sie 40 Jahre lang den feinen Almanach „Mit Goethe durch das Jahr“ gestaltet hat.

Wer Gerd Cremer bei der Suche nach Nachfahren von Hedwig Bendemann und Elsa Krüger in und um Weimar helfen kann, wird gebeten, sich schriftlich zu melden: TA-Lokalredaktion, Goetheplatz 9a, 99423 Weimar oder weimar@thueringer-allgemeine.de.