Bad Berka. Eine digitale Säule am Kurpark von Bad Berka lenkt die Aufmerksamkeit auf Fledermäuse und erinnert an Conrad Christian Locke,

Eine digitale Infosäule mit großem Bildschirm empfängt die Besucher des Bad Berkaer Kurparkes seit Neue-stem an der Tourist-Information – am hinteren Teil der Fassade, der den Bäumen zugewandt ist. Um einen digitalen Wegweiser, der Gäste zum Sehens- und Erlebenswerten lotst, handelt es sich bei dieser Säule nicht – in gewisser Weise aber doch. Sie ist Teil des „ConBat“-Projektes.

„ConBat“ ist kein Computerspiel, kein Comic oder Science-Fiction-Film. Für die Bad Berkaer Brigitta und Klaus-Dieter Locke und für viele andere ist es ein Mittel, um unsagbaren Verlust zu bewältigen, um zu erinnern, um Trauer in eine Richtung zu kanalisieren, die weniger lähmend ist, um in Gemeinschaft etwas Trost zu erfahren und um mit der Zeit, die einem selbst bleibt, etwas Sinnvolles anzufangen.

Das „Con“ steht für Conrad Christian, Brigitta und Klaus-Dieter Lockes Sohn, der vor knapp zwei Jahren bei einem Unfall mit nur 25 Jahren ums Leben kam. Und „Bat“, die Fledermaus, hatte den angehenden Biologen als Themenschwerpunkt während seines Studiums begleitet.

Naturverbunden war der junge Mann von Hause aus. So kam der Wunsch nicht von ungefähr, Biologie zu studieren. Das meisterte Conrad nicht nur mit Interesse, sondern auch sehr erfolgreich. Sein Bachelor-Studium in Würzburg, das er insbesondere der Kommunikation von Fledermäusen widmete, schloss er mit 1,0 ab. Schon damals hatte er in seiner Heimatstadt ein Projekt begonnen, das sich mit der Ansiedlung und dem Schutz von Fledermäusen befasste.

Seine herausragenden Leistungen an der Uni bescherten ihm für das Master-Studium ein Stipendium, das einen Forschungsaufenthalt in Costa Rica ermöglichte. „Conrad reiste sehr gern, war unter anderem schon auf den Philippinen und brach deshalb früher nach Costa Rica auf, um dort vor dem Studium noch Urlaub zu machen“, erinnert sich sein älterer Bruder Sebastian, der seit zehn Jahren in Hamburg lebt und arbeitet.

Es verging nicht viel Zeit, da ereilte die Familie die Schreckensnachricht: Conrad war am 17. August 2017 in Mittelamerika tödlich verunglückt. Zunächst galt er als vermisst. Dann fand man ihn ertrunken am Meer.

„Ich musste irgend etwas tun. Sonst hätte ich das nicht ertragen“, sprach Conrads Vater für viele, die den jungen Bad Berkaer kannten. Mit seiner Familie und Freunden initiierte der Maler und Grafiker im Herbst 2017 das „ConBat“-Projekt, um Conrads Arbeit langfristig in seinem Sinne in Bad Berka weiterzuführen.

Ein zentraler Punkt dieses Projektes ist die interaktive Fledermaus-Rufsäule, die am Freitag mit zahlreichen Gästen am Kurpark eingeweiht wurde. Eine Infrarotkamera und ein Ultraschallmikrofon machen es möglich, Bilder und Laute von Fledermäusen, die im Kurpark vorkommen, aufzuzeichnen. Die Frequenz der Töne wird dabei so herabgesetzt, dass Menschen in der Lage sind, sie zu hören. Die künstliche Intelligenz des Gerätes ist zudem so programmiert, dass sie anhand einer Vergleichsdatenbank erkennt, um welche Fledermaus-Art es sich handelt.

Über die Säule können diese Daten abgerufen werden, darüber hinaus Informationen in Wort und Bild zu heimischen Fledermaus-Arten und zu ihrem Vorkommen in der Region. Außerdem speist sie eine wissenschaftliche Datenbank, um die Rufe für die Forschung auszuwerten.

Die Kosten für diese bundesweit bislang einmalige Säule waren zu Beginn des Projektes mit etwa 8000 Euro veranschlagt. Um diese Summe aufzubringen, fanden sich zahlreiche Unterstützer, etwa das Thüringer Umweltministerium, die Sparkassenstiftung Weimarer-Weimarer Land, die Stiftung Fledermaus und die Zentralklinik Bad Berka. Daran, die Idee der Rufsäule, die Klaus-Dieter Locke und Lutz Höne entwickelten, technisch zu verwirklichen, half auch Conrads Bruder Sebastian entscheidend mit.

Das „ConBat“-Projekt beinhaltet noch mehr. Familie Locke gelang es, insbesondere dank der Lehrerin Karin Hemkes, das BadBerkaer Marie-Curie-Gymnasium neugierig auf Fledermäuse zu machen. Das Interesse schlägt sich in Umweltschutz-Projekten der Fünftklässler genauso nieder wie in Seminarfacharbeiten der Klassenstufe 11. Und das Thema soll am Gymnasium weiterhin aktuell bleiben.

Nicht zuletzt plant Familie Locke, in Bad Berka einen beschilderten Fledermaus-Pfad zur Erinnerung an ihren Sohn anzulegen und – so regte es Mutter Brigitta an – im Kurpark das Feuchtbiotop unterhalb des Coudrayhauses wieder zu beleben. Schließlich sollen Bad Berkas Fledermäuse auch künftig genug Nahrung finden.