Weimarer Tafel rechnet mit weiterem Zulauf

Marvin Reinhart
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Hilft seit 15 Jahren ehrenamtlich bei der Tafel in Weimar: Gabriele Heintze.

Hilft seit 15 Jahren ehrenamtlich bei der Tafel in Weimar: Gabriele Heintze.

Foto: Marvin Reinhart

Weimar.  Wohngeldreform könnte die Tafel vor neue Herausforderungen stellen. Clubschwestern des Soroptimist Clubs Weimar unterstützen mit Arbeitseinsatz und Spende.

„Ich freue mich, wenn ich etwas leisten kann, was die Leute freut“, sagt Gabriele Heintze. Seit über 15 Jahren helfe sie meist ehrenamtlich an der Weimarer Tafel mit. Ist mittlerweile die gute Seele der Hilfsorganisation, kennt sich aus zwischen all den Kisten und Kästen, die auch am Dienstag wieder in der Georg-Haar-Straße sortiert und ausgegeben wurden. „Auf dem Arbeitsmarkt habe ich wenige Chancen, einzusteigen“, erklärt sie nüchtern, verweist auf gesundheitliche Probleme. Umso mehr engagiere sie sich daher bei der Tafel, selbst an Wochenenden. „Was soll ich daheim machen? Rumsitzen?“ Eine rhetorische Frage.

„Eigentlich bin ich Vorarbeiter im Lebensmittelbereich, aber ich helfe auch bei allem anderen mit aus“, sagt Gabriele Heintze. Ihr Arbeitstag beginne um 8 Uhr mit einem Mitarbeitergespräch. Dann werden die Lebensmittel zusammengestellt. Gerade geht es um eine Ladung Weihnachtsmänner. „Brauchen wir die“, fragt Tafel-Chef Marco Modrow. „Ja!“

Wohngeldreform könnte zur Herausforderung für die Weimarer Tafel werden

Zwischen 60 und 80 Haushalte kommen pro Tag zur Weimarer Tafel. „Wir hatten aber auch schon mehr“, sagt Marco Modrow. In der Woche, so schätzt er, hohlen zwischen 500 und 700 Menschen hier Nahrungsmittel ab. Inklusive den geflüchteten Menschen aus der Ukraine seien rund 1700 Erwachsene und 800 Kinder bei der Weimarer Tafel gemeldet. Und damit rund 500 Menschen mehr als vor dem Angriffskrieg auf die Ukraine. „Das ist aber immer eine Momentanaufnahme“, ordnet der Tafel-Chef ein. Manche Geflüchtete ziehen weiter, neue kommen hinzu.

„Wir wissen nicht, wie viele Menschen in Zukunft noch kommen werden“, gibt Marco Modrow zu bedenken. Vor eine Herausforderung könnte die Tafel beispielsweise die Wohngeldreform stellen. Bekommen dieser Tage rund 600.000 Haushalte bundesweit die finanzielle Zuwendung, sollen nach Angaben der Bundesregierung 2023 rund zwei Millionen Haushalte Anspruch auf Wohngeld haben. Damit steige auch der Anspruch auf die Tafel.

Trotzdem: „Aktuell stehen wir im Vergleich gut da“, sagt Marco Modrow. Personell sei die Weimarer Tafel gut aufgestellt. „Das ist eine bunte Mischung aus allen Nationen.“ Ebenfalls die Zusammenarbeit mit den Supermärkten sei sehr gut, lobt der Tafel-Chef. Sorgenfrei ist die Situation an der Tafel aber nicht. „Alleinstehende dürfen nun nur noch einmal pro Woche kommen“, räumt Marco Modrow ein. Das habe unlängst auch für Kritik gesorgt, sei aber anders nicht stemmbar. Und auch die steigenden Energiekosten und vor allem die Preise für Kraftstoff würden weiterhin zu Buche schlagen.

Soroptimist-Club Weimar hilft mit

Nicht nur deswegen haben sich die Clubschwestern des Soroptimist Clubs Weimar am Dienstag ins Zeug gelegt und beim Sortieren der Lebensmittel mitangepackt. Sie hatten auch einen Spendenscheck über 2511,40 Euro mit im Gepäck. Die Summe ist durch einen Benefizkinoabend zusammengekommen sowie durch Spenden und einen Kaffee- und Kuchenverkauf beim Achava-Straßenfestival auf dem Erfurter Petersberg, an dem auch der Soroptimist Club Erfurt beteiligt war.