Nove Mesto. Die norwegischen Männer holen sich im Sprint und in der Verfolgung alle Medaillen. Französin Simon überragt bei den Frauen.

Der Regen, der den deutschen Biathletinnen am Sonntagnachmittag ins Gesicht prasselte, hatte auch etwas Gutes: So blieb die eine oder andere Träne der Enttäuschung unentdeckt. Wie ihre männlichen Teamkollegen rannten auch sie in der Verfolgung der Musik hinterher. Nach fünf WM-Wettbewerben ist Deutschland noch ohne Edelmetall.

Julia Simon gewinnt nach dem Sprint auch die Verfolgung

Franziska Preuß wurde nach nur einem Schießfehler wie im Sprint zwar gute Sechste, hatte mit der Vergabe der Medaillen jedoch nichts zu tun. Nach zehn Kilometern gewann erneut die Französin Julia Simon vor Lisa Vittozzi (Italien) und ihrer Landsfrau Justine Braisaz-Bouchet. „Ich weiß auch nicht, ob ich enttäuscht sein soll oder nicht“, meinte Preuß. Sie sei immer am Anschlag gelaufen, doch der Zug nach vorn wäre weg gewesen. Zufrieden klingt anders.

Auch, weil ganz offensichtlich die deutschen Ski im nassen Schnee von Nove Mesto nicht funktionieren. Sportdirektor Felix Bitterling gestand: „Das erste Feedback war relativ klar, dass die Ski wieder nicht grandios waren. Da brauchen wir nicht drum herumzureden.“ Speziell für Preuß täte es ihm leid: „Mit guten Ski kann sie da vorn hinlaufen.“

Vanessa Voigt kämpft mit den Tränen

Die separierten Zeiten auf der Strecke sind ernüchternd: Preuß hatte 1:23 Minute Rückstand auf die Spitze; Vanessa Voigt als 15. sogar 1:54. Entsprechend frustriert meinte die Thüringerin hinterher: „Es ist nur schwer zu akzeptieren. Man reißt sich das ganze Jahr den Arsch auf, bekommt im Training ein sehr gutes Feedback und fällt dann hier auf den Boden der Tatsachen zurück.“ Einerseits haderte sie mit der eigenen Leistung, andererseits auch mit den zur Verfügung gestellten Skiern. Es gäbe Redebedarf mit den Technikern.

Norwegische Dominanz bei den Männern

Die Diskussion um das Material war bereits nach dem 10-km-Sprint am Samstagabend entbrannt. Da landeten die deutschen Männer beim norwegischen Dreifachsieg – Sturla Holm Lägreid gewann vor Johannes Thingnes Bö und Vetle Sjaastad Christiansen – unter ferner liefen. Im Ziel herrschte deshalb eine Mischung aus Verärgerung und Ratlosigkeit. „Die Laufzeit ist mit Abstand das Schlechteste, was ich in diesem Winter angeboten habe. Das kotzt mich ziemlich an“, machte beispielsweise Horn seinem Unmut Luft.

Lauftrainer Jens Filbrich legte den Finger in die Wunde: „Nach vielen Wettkämpfen, in denen wir absolute Top-Ski hatten, konnten wir materialtechnisch diesmal nicht mit den Besten mithalten.“ Wenn der Ski nicht wunschgemäß gleitet, sei es schwierig, eine saubere Lauftechnik beizubehalten. Zudem habe man dadurch „auf einer ohnehin schon schweren, nassen Strecke deutlich mehr Kraft“ benötigt. „Ärgerlich, dass uns dies ausgerechnet beim WM-Sprint widerfahren ist“, meinte er.

Dadurch hatten seine Schützlinge auch in der Verfolgung am Sonntag nichts zu bestellen. Beim Fünffachtriumph der Norweger – Bö siegte vor Lägreid, Christiansen, Dale-Skjevdal und seinem Bruder Tarjei – kamen Johannes Kühn, Benedikt Doll und Horn nicht über die Ränge 15, 16 und 17 hinaus. Ein desillusionierendes Ergebnis.

Deutscher Cheftechniker: Bedingungen sind eine große Herausforderung

Dabei hatte die deutsche Mannschaft – wohl wissend um die komplizierten Verhältnisse auf der Böhmisch-Mährischen Höhe mit Plusgraden, warmen Böen und Regen – eigens für die WM ihr Serviceteam aufgerüstet. Sind im Weltcup-Zirkus sechs Techniker im Einsatz, reisten zusätzlich drei Kollegen aus dem Oberhofer Technologiezentrum samt mobiler Schleifmaschine mit nach Nove Mesto. „Es ist sehr herausfordernd hier“, sagte Cheftechniker Sebastian Hopf. Neben den extrem nassen Bedingungen käme noch die durch Fichtennadeln verschmutzte Strecke im Ochozawald hinzu. Allesamt Faktoren, die dafür sorgen würden, dass der „Ski abbaut“.

Das geschieht mittlerweile noch stärker und schneller. Vor dieser Saison hatte die Internationale Biathlon-Union ein Verbot für Fluorwachse zur Präparierung der Laufflächen ausgesprochen und damit praktisch einen Neustart ausgerufen. Fluor besitzt die Eigenschaft, Schmutz abzuweisen und Wasser zu absorbieren. Dadurch war die Gleitfähigkeit der Ski über einen längeren Zeitraum gewährleistet. Mit fluorfreien Wachsen gab es kaum Erfahrungen, so dass seit wenigen Monaten getestet wird, was die riesige Produktpalette hergibt.

Auf der Suche nach dem perfekten Ski

Abhängig von Parametern wie Temperatur und Schneefeuchte wählen die Techniker vor jedem Rennen aus rund 200 Wachsmischungen, verschiedenen Schliffen und bis zu 70 sogenannten Handstrukturen den geeignetsten Ski aus. Es ist eine akribische Tüftelei nach der vielversprechendsten Kombination – immer auf der Suche nach dem perfekten Brett.

In Nove Mesto ist es noch nicht gefunden.

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