Jena. Björn Harmsen, Trainer des Basketball-Bundesligisten Science City Jena, über die Negativserie, Verletzungsprobleme und das bevorstehende Derby gegen Weißenfels.

Sieben Niederlagen in Folge und das Abrutschen auf den letzten Tabellenplatz: Basketball-Bundesligist Science City Jena durchlebt derzeit eine schwere Zeit und muss am kommenden Samstag im Derby beim Mitteldeutschen BC (18 Uhr) siegen, um die Chancen auf den Klassenerhalt zu wahren. Unsere Zeitung sprach mit Trainer Björn Harmsen (36) über die aktuelle Situation und die Hoffnung auf den Klassenerhalt.

Herr Harmsen, schmerzt der Blick auf die Tabelle?

Das tut sehr weh. Vor allem schmerzt der Verlust des Spiels gegen Würzburg (78:82, d. Red.). Wenn du mit zwölf Punkten führst und noch verlierst, ist das nicht nur sehr bitter, sondern tut doppelt weh.

Haben Sie eine Erklärung für diesen Negativlauf?

Da kommen viele Faktoren zusammen. Zum einen die vielen Verletzungen, dann waren aber auch Spiele dabei, die wir hätten gewinnen müssen. Bremerhaven, Bayreuth Oldenburg, jetzt Würzburg – das waren vier Partien, die wir unnötig verloren haben. Vor allem in der Summe ist das zu viel. Ein Spiel kann man ja auf diese Weise mal verlieren, aber nicht so viele.

Nicht zum ersten Mal gab Ihr Team einen scheinbar sicheren Vorsprung aus der Hand. Fehlt die Qualität über 40 Minuten?

Auch hier muss man differenzieren. In manchen Spielen hatten wir durch die Verletzungen eine zu kleine Rotation. In anderen Partien konnten wir phasenweise über unserem Leistungsniveau spielen, das aber nicht durchhalten. Im Grunde liegt es daran, dass wir hinten raus nicht mehr die Kraft haben. Die verletzten oder angeschlagenen Spieler, die nicht bei 100 Prozent sind, hatten gegen Ende zu kämpfen. Wir haben auch ein paar ältere Jungs dabei, und wenn man so viele Spiele hat wie wir, müssen die das körperlich erst einmal wegstecken. Wir werden aber trotzdem intensiv daran arbeiten und analysieren, was wir anders machen müssen, um das Spiel zu gewinnen. Wir müssen auch mental stark sein. Meine Spieler dürfen keine Angst vor dem Verlieren haben, sondern müssen konsequent weiterspielen. Einzelne Spieler wollen Verantwortung übernehmen, was gut ist. Aber die Last darf nicht nur auf ein oder zwei Schultern liegen. Damit bin ich nicht zufrieden.

Manche Fans werfen Ihnen vor, falsche Entscheidungen zu treffen. Berechtigte Kritik?

Das sind Meinungen, die geäußert werden. Das ist ok. Wenn man verliert, gibt es viele, die die Entscheidungen anders sehen. Als Trainer stehe ich in der Verantwortung und treffe Entscheidungen. Man kann nicht wirklich sagen, ob sie richtig oder falsch sind. Das ist hypothetisch. Wir haben jetzt fünf Jahre erfolgreich in der Bundesliga gespielt, da gab es viele Schulterklopfer. Jetzt ist es so, dass man Entscheidungen kritisiert, wenn man Spiele verliert. Dabei liegt im Basketball alles eng zusammen. Ein Korb kann entscheidend sein. Wenn wir mit einem gewinnen, sind wir glücklich, ansonsten zu Tode betrübt.

Kommenden Samstag gastiert Science City beim Vorletzten zum Derby in Weißenfels. Wäre eine Niederlage gleichbedeutend mit dem Abstieg?

Man muss unbedingt gewinnen. Punkt! Wir haben noch acht Spiele, dazu jetzt den direkten Vergleich. Das wird ein ganz wichtiges Spiel und richtungsweisend für die weitere Saison. Wir dürfen den Kopf nicht in den Sand stecken, sondern müssen mutig aufspielen.

Was macht Ihnen Hoffnung, die Klasse zu halten?

Wir haben erfahrene Spieler, die charakterlich so gefestigt sein sollten, um die anderen mitzuziehen. Die Situation geht nicht so einfach an allen vorbei. Wenn man immer wieder knapp verliert, zehrt das am Selbstvertrauen. Aber wir müssen uns gegenseitig wieder aufbauen und helfen. Wir brauchen drei bis vier Siege, um die Klasse zu halten. In Weißenfels muss der erste eingefahren werden.

Mitteldeutscher BC – Science City Jena, Samstag, 18 Uhr, Stadthalle Weißenfels