Erfurt. Die Rollstuhl-Basketballer der Thuringia Bulls feiern nach einem dramatischen Meisterschaftsfinale gegen den RSV Lahn-Dill das Titel-Triple.

Am Ende war ihnen auch das Glück hold. Als ein letzter Versuch des Gegners bedrohlich auf dem Ring tanzte, gut 1000 Menschen den Atem anhielten, der Ball aber nicht den Weg in den Korb fand, zerrissen Jubelschreie die Stille. Die Spieler fielen sich in die Arme, die Fans riss es von den Sitzen der Erfurter Riethsporthalle. Später vereinten sie sich zum Erinnerungsfoto mit der Mannschaft auf dem Spielfeld.

Durch den 73:70-Erfolg über den RSV Lahn-Dill aus Wetzlar sicherten sich die Rollstuhl-Basketballer der Thuringia Bulls erneut die deutsche Meisterschaft und damit den dritten Titel in dieser Saison. Ein Novum in der Thüringer Sportwelt. Das Hinspiel hatten die Bulls eine Woche zuvor mit 73:61 gewonnen.

„Die größte Kulisse, vor der wir bisher gespielt haben“, sagte Trainer Michael Engel mit heiser Stimme in Richtung des begeisterten Publikums. „Dazu das Triple, das ist der größte Tag in unserer Vereinsgeschichte.“ Lutz Leßmann, Vater des Erfolgsprojektes in Elxleben, erklärte sichtlich bewegt: „Das ist die Krönung.“ Und zu dem von zahlreichen Fans umringten Matt Scott meinte er: „Was für eine Story. Besser hätte es sich Hollywood gar nicht ausdenken können.“

Monatelang hatte der US-Star wegen einer Sepsis im Krankenhaus gelegen und gegen den Tod gekämpft. Mit eisernem Willen und großem Optimismus kam er zurück. Kurz vor dem Champi­ons-League-Finale trainierte der 34-Jährige wieder. War er in Polen schon ein wichtiges Puzzleteil, avancierte er im Finalrückspiel zur Schlüsselfigur. Mit unbändigem Einsatz riss er immer wieder Löcher in die gegnerische Deckung – und damit seine Teamkollegen förmlich mit. Außerdem steu­erte er starke 22 Punkte bei und erstaunte selbst seinen Trainer: „Das alles nach gerade drei Wochen Training. Wie spielt er denn, wenn er ein Jahr trainiert?“, fragte Engel.

Der Hochgelobte selbst genoss den Moment, herzte alle und jeden – und wollte die Meistertrophäe gar nicht mehr hergeben. „Ich bin einfach nur glücklich und dankbar“, sagte Scott und strahlte über das ganze Gesicht. Sein Beispiel beweist einmal mehr: Die tragischsten, aber auch die schönsten Geschichten, schreibt das Leben. Dagegen ist Hollywood chancenlos.

Als Andenken an einen unvergesslichen Tag sicherten sich Jitske Visser und Karlis Podnieks noch die Korbnetze. Vergessen war in diesem Moment die un­terirdische Wurfquote von drau­ßen (1 von 12) und manch technischer Fehler. Dann begann die große Party, die erst am Sonntagabend mit einem gemeinsamen Essen endete. Beim Blick über Erfurts Dächer ließen die Bulls die Saison noch einmal Revue passieren. Es war ihre Saison.

Zum Kommentar: Ein Vorbild im Thüringer Sport