Gießen. Am Ende der Woche könnte das Bundesliga-Abenteuer von Science City Jena rechnerisch schon beendet sein.

Vor der Saison herrschte bei allen Verantwortlichen von Science City Jena Einigkeit: Zehn Siege müssen her, um am Saisonende die Klasse zu halten. Das mit Blick auf das Restprogramm eh schon unrealistische Ziel wurde am Sonnabend bei den Gießen 46ers nun endgültig verfehlt.

Nach der knappen 83:89-Niederlage kann Jena nur noch auf neun Saisonsiege kommen. Vorausgesetzt natürlich: Die Mannschaft von Neu-Trainer Marius Linartas gewinnt die verbleibenden vier Spiele, in denen es unter anderem auch noch gegen den Tabellen-Dritten Alba Berlin (Dienstag) und gegen die um die Playoffs bangenenden Telekom Baskets Bonn auf Rang sieben (Sonntag) geht. Das wahrscheinlichere Szenario: Science City verliert in dieser Woche beide Spiele und steht am Sonntag als erster Absteiger aus der Bundesliga fest.

Zumindest in spielerischer Hinsicht ließen die Mannen um das Oldie-Trio Julius Jenkins (38 Jahre), Immanuel McElroy (39 Jahre) und Derrick Allen (38) Besserung gegenüber den 66:104 in Vechta erkennen. „Meinem Team möchte ich für seinen Kampfgeist danken, denn wir haben uns drei oder vier Mal zurück ins Spiel gekämpft. Wir konnten eine zweistellige Führung wieder aufholen und waren bis zur letzten Minute noch im Rennen“, lobte Jenas Trainer Linartas.

Aufholjagd wird wieder nicht belohnt

Dass auch das dritte Spiel unter dem Litauer, der den zurückgetretenen Björn Harmsen Anfang April ersetzt hatte, verloren ging, lag einmal mehr daran, dass Jena in der entscheidenden Phase die schlechteren Nerven hatte. Es ist das große Manko in dieser Saison, dass die immer für ihre große Erfahrung gelobten Thüringer im Schlussviertel nichts mehr zuzusetzen haben. Die Lebensjahre ziehen eben auch am ältesten Team der Liga nicht spurlos vorbei.

Sechseinhalb Minuten vor dem Ende schien das Spiel sowieso schon entschieden, als Brandon Thomas zum 75:63 für Gießen traf. Die Hessen, für die es in dieser Saison um nichts mehr geht, schenkten den Thüringern nichts. Die starteten ihrerseits aber noch einmal eine fulminante Aufholjagd, waren beim 80:83 durch Jenas Center Ronald Roberts, mit 15 Punkten treffsicherster Spieler dieser Begegnung, zweieinhalb Minuten vor dem Ende fast wieder auf Augenhöhe. „Wir haben es uns zum Schluss selber noch mal schwer gemacht“, kritisierte Gießens Alen Pjanic. Doch Jenas tägliches Murmeltier grüßte und bei den Gästen ging am Ende nichts mehr zusammen. Wer am Schluss dem Gegner so einfache Punkte überlasse, könne nicht gewinnen, bemängelte Jenkins (13 Zähler).

So blieb die elfte Niederlage in Folge und die endgültige Erkenntnis, dass der Mannschaft die Qualität für die Bundesliga fehlt, wenn sie selbst an guten Tagen keine Punkte holen kann.

Mit Weißenfels und Bremerhaven punkteten an diesem Wochenende auch zwei direkte Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt. Solange der für die Thüringer theoretisch noch möglich ist, werden sich die Verantwortlichen aber sicher noch nicht zur neuen Saison äußern. Dennoch werden im Hintergrund mit Sicherheit schon die Planungen für die 2. Bundesliga Pro A laufen.

Aus dem aktuellen Kader hat bisher nur Urgestein Ermen Reyes-Napoles angekündigt, dass er bleibt. Bei allen anderen Spielern ist die Zukunft fraglich. Talente wie Jan Heber oder Melvin Jostmann werden wahrscheinlich eine Chance bekommen, vielleicht sogar schon in Form von BBL-Minuten in den restlichen Spielen. Der Verbleib von Marius Linartas als Trainer ist im Falle eines Abstiegs kaum vorstellbar. Die Rückkehr von Björn Harmsen, um wieder ein schlagkräftiges Zweitligateam aufzubauen, schon eher.