Erfurt. Silvio Eschrich (Organisationschef) und der Schweizer Nationaltrainer Jörn Wollschläger sprechen mit uns über den bevorstehenden Biathlon-Weltcup in Oberhof.

Am Donnerstag fällt 14.30 Uhr der erste Startschuss beim Biathlon-Weltcup in Oberhof. Knapp 300 Athleten aus 30 Nationen werden von den rund 60.000 erwarteten Zuschauern auf dem Rennsteig wieder angefeuert. Beim „Sporttalk im Steigerwaldstadion“ berichtete der Oberhofer Organisationschef Silvio Eschrich über die Vorbereitung und den Wert des Weltcups für Thüringen. Der Schweizer Nationaltrainer Jörn Wollschläger, der aus Thüringen stammt, erzählte den Moderatoren Marco Alles und Gerald Müller, wie er dazu kam, ein koreanisches Restaurant in Erfurt zu eröffnen.


SCHNEE
Silvio Eschrich: Auf den Strecken liegt überwiegend Kunstschnee – so 50 Zentimeter. Aber es hat auch fünf bis zehn Zentimeter am Wochenende geschneit, so dass wir ein schönes Bild auf der gesamten Loipe haben. Die Kritik an den Schneetransporten von Schalke ist mittlerweile Schnee von gestern.

Die Loipe von Oberhof ist nicht nur für den Weltcup, sondern für alle – das Training des Olympiastützpunktes und des Sportgymnasiums und für die Nachwuchswettkämpfe des gesamten Winters. So ist das nicht eine Aktion für vier Tage Weltcup, sondern dafür, dass wir für den ganzen Winter hier eine ordentliche Strecke haben.


KUNSTSCHNEE
Jörn Wollschläger: Naturschnee liegt heute kaum noch auf den Weltcupstrecken – selbst in Antholz nicht. Kunstschnee hält länger, ist feiner und aggressiver. Da muss übrigens anders gewachst werden.
ABSAGEANGST

Silvio Eschrich: Der Weltcup hat nie auf der Kippe gestanden. Wir hatten Schnee im Schneedepot an zwei Stellen eingelagert. Wir haben in der Skihalle noch 2000 Kubikmeter Schnee. Wenn alle Stricke reißen, könnte der auch zur Verfügung gestellt werden. Über Weihnachten konnte Kunstschnee produziert werden und mit dem Schnee von der Arena auf Schalke ist der Weltcup jetzt gesichert. Ich habe keine Angst, aber Respekt vor der Natur.
HELFER

Silvio Eschrich: In diesem Jahr sind 800 bis 820 Helfer im Einsatz. Die meisten sind Vollprofis im Ehrenamt. 21 Wintersportvereine profitieren vom Biathlon-Weltcup. Die Absage 2016 war für ihren Haushalt schon dramatisch. Für die Weltmeisterschaft 2023 suchen wir bereits Helfer, denn nicht alle können dann zwei Wochen freimachen. So wollen wir doppelt abgesichert sein.


DEUTSCHE ERFOLGE
Silvio Eschrich: Die Fans sind sicher trauriger, wenn eine Laura Dahlmeier oder jetzt ein Erik Lesser nicht dabei sind, als wenn Johannes Thinges Bö wegen der Geburt seines Kindes diesmal wohl fehlt. Deutsche Erfolge im Vorfeld des Weltcups wirken sich schon auf den Ticketverkauf aus. Aber ich erwarte in Oberhof bereits etwas bessere Plätze von unseren Athleten.


STIMMUNG
Jörn Wollschläger: Für den Sportler ist es ein geiles Gefühl, in Oberhof laufen zu dürfen. Ich durfte es 2004 und 2006 erleben. Einfach genial. Für die Athleten hängt es aber immer davon ab, wie erfolgreich sie sind. „Oberfog“, also Obernebel, ist der Spitzname für Oberhof. „Rainpolding“ heißt Ruhpolding. Hochfilzen nennt man „Snowfilzen“.


WELTCUP-WERT
Silvio Eschrich: Ich weiß nicht, ob es 30 Millionen Euro sind, aber zwei Studenten schreiben ihre Masterarbeit über den Biathlon-Weltcup den Tourismus und die Finanzströme in die regionale Wirtschaft.


TRAINERAMT
Jörn Wollschläger: Nach meinem Karriereende 2011 wollte ich mit dem Sport nichts mehr zu tun haben. Doch der heutige Bundestrainer Mark Kirchner hat mich dann zum Weitermachen animiert. Ich sollte dann zuerst Trainer in Korea werden, aber dann ergab sich eine Co-Trainerstelle in der Schweiz.


SCHWEIZ
Jörn Wollschläger: Ich bin seit 2011 dort und mein Herz hängt am Schweizer Biathlon-Team. Ich habe einen unbefristeten Vertrag dort. 2003 war der Biathlonverband in der Schweiz pleite. Jetzt haben wir mit Benjamin Weger, Selina Gasparin, Lena Häcki und der ersten Frauenstaffel auf dem Podest einige schöne Erfolge errungen.


KOREA-RESTAURANT

Jörn Wollschläger: Meine koreanische Frau Nami kann sehr gut kochen, ich esse gern. Deshalb haben wir gesagt: Wir probieren, den Thüringern die gute koreanische Küche näherzubringen. So haben wir in Erfurt am Domplatz das „Wolkim“ – aus unseren Namen zusammengesetzt – eröffnet. Über Weihnachten hatte ich frei, konnte so mithelfen und traf viele zufriedene Gäste.
Silvio Eschrich:
Nach dem Weltcup besuche ich euch dort dann gern auch einmal – wie versprochen.

Das gesamte Gespräch sehen Sie hier:

Sporttalk zum Biathlon-Spektakel in Oberhof: Schnee für alle

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