Oslo. Mark Kirchner hat überraschend seinen sofortigen Abschied als Biathlon-Cheftrainer der deutschen Männer verkündet. So begründet der Thüringer seinen Entschluss.

Mark Kirchner stockte die Stimme, als er nach 13 Jahren hochemotional das Ende seiner Ära als Biathlon-Cheftrainer der deutschen Männer verkündete. „Ganz besonderer Dank gilt in erster Linie meiner Frau und meiner Familie. Ohne die wäre so eine Reise und 100 Prozent für den Leistungssport nicht möglich gewesen“, sagte der 52-Jährige am Sonntag beim Saisonfinale in Oslo. Der Thüringer musste seine Tränen unterdrücken, als er seinen überraschenden Schritt live vor einem Millionen-Publikum in der ARD verkündete.

„Die Arbeit hat mir bis zuletzt viel Freude bereitet. Aber jetzt ist für mich der Zeitpunkt gekommen, um den Weg für neue Impulse freizumachen“, sagte Kirchner. Nach dem Rücktritt von Olympiasiegerin Denise Herrmann-Wick ist Kirchner das zweite bekannte Gesicht, das nach dieser Saison aus dem Biathlon-Rampenlicht verschwindet. Eigentlich war erwartet worden, dass er das Team in Richtung Olympia 2026 führt.

Doch das übernimmt nun Kirchners bisheriger Assistent Uros Velepec, der neuer Trainer der Herren wird. Der 55-jährige Slowene wird zukünftig gemeinsam mit dem ehemaligen Weltklasse-Langläufer Jens Filbrich (44) das Trainer-Duo bilden und die Mannschaft um Routinier Benedikt Doll auf den kommenden Winter vorbereiten.

Filbrich soll die Skijäger in den Bereichen Lauftechnik und Athletik voranbringen. „Ich habe definitiv Respekt vor dieser neuen Herausforderung“, sagte Filbrich, der selbst zwei Olympia- und sieben WM-Medaillen gewann: „Wo genau wir dann im Detail ansetzen, werden wir in den nächsten Tagen gemeinsam im Trainerteam besprechen.“

Kirchner bleibt dem Deutschen Skiverband erhalten

Der Thüringer Kirchner bleibt dem Deutschen Skiverband erhalten und soll als übergreifender Nachwuchstrainer die strategische Athletenentwicklung koordinieren und intensivieren. Gleichzeitig wird er auch in „andere übergreifende Themen seine Expertise einbringen“, hieß es vom DSV. Dazu gehöre auch die Unterstützung der Trainer und Athleten an den Stützpunkten in Oberhof und Ruhpolding, für ihn aber vor allem weniger Reisen.

„Ich möchte den Koffer in die Ecke stellen, öfter mein eigenes Bett nutzen, nicht mehr 170 Tage im Jahr im Hotel wohnen und unzählige Stunden auf Reisen sein“, sagte Kirchner. Nach insgesamt „33 intensiven Jahren mit ganz vielen emotionalen Highlights, aber auch einigen Enttäuschungen“ sei es an der Zeit, die internationale Biathlon-Bühne zu verlassen.

Kirchner, der als Aktiver dreimal Olympiasieger wurde, arbeitete seit 2010 als Bundestrainer der Männer, zur Saison 2018/2019 übernahm er auch die nominelle Verantwortung für die deutsche Frauen-Mannschaft. Unter seiner Führung reiften Athleten wie Arnd Peiffer, Simon Schempp, Erik Lesser und Benedikt Doll zu Olympiasiegern und Weltmeistern. Bei der zurückliegenden Heim-Weltmeisterschaft in Oberhof waren die deutschen Männer allerdings das erste Mal seit 1976 in WM-Rennen ohne Medaille geblieben.

„Die Weltmeisterschaften in Oberhof waren für uns als Team und für mich als Trainer noch einmal ein ganz besonderes Highlight“, sagte Kirchner. „Auch wenn wir in diesen zwei Wochen leider nicht alle unsere Ziele erreichen konnten, haben wir in der zurückliegenden Saison definitiv wieder einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung gemacht.“