Zuzenhausen.

Trainer Sebastian Hoeneß von der TSG 1899 Hoffenheim sieht die Pläne zur Einführung einer europäischen Super League "sehr kritisch".

"Ich bin fast sogar geschockt, nachdem ich gelesen habe, um was es da geht", sagte der 38-Jährige bei einer Pressekonferenz des Fußball-Bundesligisten. Dies sei keine gute Entwicklung für den Fußball. "Wir müssen höllisch aufpassen, dass wir nicht den Kontakt zu den Fans verlieren", warnte Hoeneß.

Er habe "keinen Bock" darauf, fünfmal im Jahr Real Madrid gegen Manchester United zu sehen und hoffe sehr, dass man das Rad noch zurückdrehen könne. Zwölf europäische Spitzenclubs, darunter der FC Liverpool, Real Madrid und Juventus Turin, hatten in der Nacht zum Montag die Gründung einer milliardenschweren Super League angekündigt. Diese stünde in direkter Konkurrenz zur Champions League der Europäischen Fußball-Union.

Auch Trainer-Jungstar Julian Nagelsmann als auch Routinier Friedhelm Funkel haben mit großer Ablehnung auf die Pläne reagiert. "Es ist vielleicht akut finanziell interessant, aber irgendwann wird die Qualität des Fußballs, die Talentausbildung leiden. Der Fußball ist großartig, wie er ist. Warum müssen wir ihn ständig verändern?", sagte RB Leipzigs Coach Nagelsmann.

Es gebe viele Komponenten, wie den Fan, die Talentausbildung oder die Ökologie. "Einen Punkt, den man beachten muss, ist, dass sich der Fußball weiter vom Fan entfernt. Es ist auch ein inhaltliches Thema. Nationen, die junge Talente ausbilden, die dann irgendwann in die Top-Ligen wechseln, werden immer schwächer. Ich bin mir auch nicht sicher, dass die Spiele im jeweiligen Heimstadion stattfinden. Da ist der Fan weit weg. Irgendwann werden Spiele in Asien oder den USA ausgeführt", erklärte Nagelsmann.

Köln-Coach Funkel, der schon viele Jahrzehnte in der Branche dabei ist, fügte hinzu: "Es wird so viel Geld mit Fußball verdient. Das ist auch richtig so. Aber irgendwo müssen auch Grenzen gesetzt werden. Das ist keine gute Idee. Ich hoffe, dass viele attraktive Vereine da nicht mitmachen."

Kapitän Christian Günter vom SC Freiburg hält überhaupt nichts von einer Super League. Aus Sicht des Linksverteidigers führt der Plan von zwölf europäischen Top-Clubs den Wettbewerbsgedanken ad absurdum. "Ob's Arsenal ist oder Tottenham, das sind zwei Vereine, die auch dieses Jahr eine durchschnittliche Premier-League-Saison spielen - und die Vereine sind dann in der Super League", sagte der 28-Jährige. "Das hat allein vom sportlichen Gedanken nullkommanull mit Fußball zu tun." Die Idee sei "völliger Schmarrn".

Es gebe auch mal kleinere Mannschaften, die ein überragendes Jahr spielten und sich damit eine Champions-League-Teilnahme verdienten, sagte Günter. "Da mag der andere Verein noch so viel größer sein und noch so viel mehr Geld haben, aber wenn sie es sportlich nicht hinbekommen, dann hat es der kleinere Verein verdient", sagte Günter.

"Diese ganzen Werte tritt diese Super League mit Füßen." Der FC Arsenal und Tottenham Hotspur zählen zu den zwölf Clubs, die eine Super League gründen wollen. "Dann brauchen wir nicht Fußball spielen, um erfolgreich zu sein. Sondern dann geht es eigentlich darum, wer den größten Investor hat, dass man da vielleicht noch irgendwie mit reinkommt. Das macht in meinen Augen keinen Sinn."

Auch die Verantwortlichen von Werder Bremen sprachen sich klar gegen das geplante Projekt aus. "Ich war entsetzt", sagte Sport-Geschäftsführer Frank Baumann und ergänzte: "Gar nicht so über die Ankündigung, weil es die Drohkulisse ja schon viele Jahre gibt. Ich war entsetzt über die Begründung. Das zeigt, dass einige Herren das Spiel nicht verstanden haben."

Werder-Coach Florian Kohfeldt sprach sich ebenfalls gegen die Pläne aus und sagte: "Ich lehne jegliche Form von Teilnahme an Wettbewerben ab, die nicht über sportlichen Erfolg kommt. Das geht gegen den Sinn des Spiels. Dann ist es ein Showgeschäft und das wäre nicht gut."

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