Bremen. Das Zittern geht weiter. Zwar stoppt Werder gegen Leverkusen seine dramatische Talfahrt, doch wirklich weiter hilft der eine Punkt auch nicht. Am nächsten Samstag in Augsburg gilt es.

Florian Kohfeldt liebt es, über Fußball zu reden. Und auch in schweren Zeiten ist der Bremer Trainer jemand, der sich eigentlich immer den Fragen stellt.

Doch nach dem 0:0 gegen Bayer Leverkusen hätte die obligatorische Runde mit den Journalisten für Kohfeldt auch ausfallen können. Nicht aus Unhöflichkeit oder mangelndem Respekt. "Es gibt jetzt einfach nichts mehr zu erklären. Es geht nicht mehr um Entwicklungen. Es geht einfach darum, nächste Woche da zu sein", sagte Kohfeldt mit Blick auf den kommenden Samstag.

Dann steht für die Bremer das Kellerduell beim FC Augsburg an, das womöglich über das Wohl und Wehe der Grün-Weißen entscheidet. Der FCA hat in der Tabelle zwei Punkte mehr als Werder. Sprich: Mit einem Sieg würden die Bremer an Augsburg vorbeiziehen und einen Riesenschritt zum Klassenerhalt machen, eine Niederlage würde die erneute Rettungsmission für Kohfeldt und sein Team maximal erschweren. "Es ist ein wahnsinnig wichtiges Spiel, das eine große Chance beinhaltet, aber auch ein großes Risiko", brachte es Kohfeldt gewohnt treffend auf den Punkt.

In der vergangenen Saison hatten die Norddeutschen am vorletzten Spieltag ebenfalls ein sogenanntes Endspiel, verloren beim FSV Mainz 05 nach schwacher Leistung aber mit 1:3. Nur weil Düsseldorf am letzten Spieltag verlor und Köln in Bremen keine Gegenwehr mehr zeigte, rettete sich Werder damals noch in die Relegation und über diesen Umweg die Klasse. Dass die Bremer in diesem Jahr noch einmal so viel Glück haben, darauf sollten sie sich besser nicht verlassen.

Weshalb ein Sieg am Samstag fast schon Pflicht ist. "Das wird nächste Woche ein Finale in Augsburg", sagte Stürmer Davie Selke. Was die Verantwortlichen an der Weser positiv stimmt, ist, dass das Team den Ernst der Lage ganz offensichtlich verinnerlicht hat. "Die kämpferische Leistung aus dem Leipzig-Spiel war kein Pokal-Phänomen. Das haben wir heute auch wieder an den Tag gelegt", sagte Kohfeldt zum leidenschaftlichen Auftritt seiner Mannschaft gegen Leverkusen, durch den die Talfahrt nach sieben Liga-Niederlagen am Stück gestoppt wurde. Wobei der 38 Jahre alte Coach das auch nicht zu hoch bewertet wissen wollte. "Wenn jetzt noch jemand ein Mentalitätsproblem hat, dem kann man nicht mehr helfen."

Gegen Leverkusen stimmte die Mentalität. Der Einsatz ging hin und wieder sogar über die Grenzen hinaus, wie vier angeschlagene Spieler der Gäste und die Rote Karte gegen Eren Dinkci in der Nachspielzeit zeigten. "Werder war voll da", sagte Leverkusens Trainer Hannes Wolf.

Und nur so wird Werder in den noch ausstehenden Spielen in Augsburg und gegen Gladbach eine Chance haben, den ersten Abstieg seit 1980 wie im Vorjahr doch noch zu verhindern. "Es geht weder um die Spieler einzeln noch um mich einzeln. Es geht einzig und allein darum, dass wir es alle schaffen", sagte Kohfeldt, dem Sport-Geschäftsführer Frank Baumann das Vertrauen für die verbleibenden beiden Partien aussprach. Danach wollen sich Baumann und Kohfeldt zusammensetzen und alles weitere besprechen. Eine Trennung zeichnet sich ab, doch das soll in den kommenden zwei Wochen keine Rolle spielen. "Das ist jetzt einfach alles nicht mehr wichtig", sagte Kohfeldt. Was zählt, ist Augsburg.

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