Mainz. Karim Onisiwo war in der Hinrunde oft nur zweite Wahl. Unter Trainer Svensson findet der Mainzer Stürmer nun wieder zu alter Stärke - und überzeugt auch abseits des Rasens mit einer klaren Haltung.

Die Aufholjagd des FSV Mainz 05 im Abstiegskampf der Fußball-Bundesliga ist auch eng mit dem persönlichen Aufschwung von Karim Onisiwo verbunden.

Der 28 Jahre alte Stürmer ist unter dem neuen Trainer Bo Svensson wieder aufgeblüht und hatte zuletzt mit einem Tor und einer Vorlage großen Anteil an den Siegen in Mönchengladbach und gegen Union Berlin.

In den Tagen vor dem Heimspiel gegen den FC Augsburg am Sonntag (15.30 Uhr/Sky) sorgte Onisiwo aber vor allem abseits des Rasens für große Aufmerksamkeit. In der "Mainzer Allgemeine Zeitung" sprach der Österreicher, dessen Vater aus Nigeria stammt, erstmals über seine Erfahrungen mit Rassismus. Auslöser war die Hass-Nachricht eines Fans von Borussia Mönchengladbach auf Instagram, der nach dem 2:1-Sieg der Mainzer geschrieben hatte: "Du gehörst ins KZ, Keck".

Für Onisiwo ein einschneidendes Erlebnis. "Es ist schockierend, dass Menschen überhaupt so denken und so etwas schreiben. Aber selbst mit so einer fürchterlichen Nachricht dieses Ausmaßes konfrontiert zu werden, das lässt einen nicht los", sagte er der Zeitung. "Das ist so unangenehm und unmenschlich und so unglaublich, dass Menschen einfach nicht verstanden haben, dass so ein Denken im Fußball und überhaupt in der Welt nichts zu suchen hat."

Just am selben Tag machten etliche Fußballprofis, darunter Nationalspieler Toni Kroos, mit einer gemeinsamen Aktion auf Cybermobbing und Hass im Internet aufmerksam. Für Onisiwo die Bestätigung, dass er mit dem Problem nicht allein ist. Zumal seine Teamkollegen Phillipp Mwene und Adam Szalai nach Informationen der "Bild"-Zeitung ebenfalls beschimpft worden sein sollen. "Es gibt so viele Menschen, die nach einer Plattform für ihr Gedankengut suchen", sagte Onisiwo.

Rückendeckung erhielt er von Mainz-Trainer Svensson. "Es ist unfassbar", verurteilte der Däne die Anfeindungen. "Man denkt schon, 2021 müssten wir viel weiter sein. Das Thema Fußball steht im Hintergrund, wenn man so etwas sieht. Diese Leute sollten weniger Platz haben in der allgemeinen Gesellschaft."

Der Verein reagierte mit einer Beschwerde bei Instagram, die von dem sozialen Netzwerk aber zurückgewiesen wurde. Onisiwo selbst will nach dem hässlichen Vorfall gegen Augsburg wieder für sportliche Schlagzeilen sorgen - am besten mit einem Tor und Sieg. Das wäre die passende Antwort auf die Hetze im Netz.

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